Die zwei Ratgeber*
So Nov 12, 2023 9:37 pm
Eiflbär
Die zwei Ratgeber
*Die zwei Ratgeber*
_Ein Märchen von Hans Mann_
(Das Märchen ist während meines letzten Aufenthalts entstanden)
Es war einmal ein König, der hatte ein Reich, das war groß. Die Menschen in seinem Reich hatten Arbeit, sie waren nicht reich und nicht arm. Sie hatten alles, was sie brauchten zum Leben. Und dennoch waren die Menschen nicht glücklich, denn es lag eine Schwere und Müdigkeit über dem Land.
Zwar schien die Sonne und ließ das Getreide wachsen und der Regen lieferte das nötige Wasser dazu. Auf den Flüssen fuhren die Handelsschiffe, auf den Straßen rollten die Wagen der Händler. Aber nur selten zeigte sich ein Ruderboot mit fröhlichen Menschen und genauso selten sah man auf den Straßen eine Kutsche, mit der Menschen ins Grüne fuhren und ein Picknick machten.
Auch lebte das Land seit langer Zeit im Frieden, der letzte Krieg wurde kaum noch in den Erzählungen der Alten erwähnt. Ja, die Menschen in dem Land waren so eigentlich recht zufrieden mit ihrem Leben und mit dem König, denn er war auch ein gerechter Richter und wenn es wirklich mal zu Streitfällen kam, konnte der Streit mit einem gerechten Urteil beendet werden.
Doch diese Schwere und die Müdigkeit lagen wie eine dunkle Wolke über dem Land und die Menschen wussten nicht recht, froh zu werden. Da sandten sie an einem Tag eine Abordnung zum König und in der Sprechstunde, die der König abhielt, hörte der König die Worte: „Werter Herr König. Es lebt sich sicher in unserem Land und wir sind dankbar dafür, dass ihr nicht kriegslüstern seid und unsere Brüder und Söhne ins Gefecht schickt, um eure Schatztruhen zu füllen. Auch seid ihr ein gerechter Herrscher und eure Hofhaltung macht die Menschen nicht arm. Dennoch sind die Menschen in eurem Land nicht glücklich und nicht fröhlich. Bitte, macht, dass die Menschen wieder fröhlich sein können.“
Der König dankte der Abordnung und entließ sie mit dem Versprechen, sich ihres Anliegens anzunehmen.
Am nächsten Morgen rief der König seine Ratgeber zusammen und erzählte von dem Wunsch der Menschen seines Reiches nach Fröhlichkeit.
Unter seinen Ratgebern hatte der König zwei Männer, die gegensätzlicher nicht sein konnten. Der eine war ein großer, kräftiger Kerl mit starken Muskeln, blitzenden blauen Augen und einem langen, rotblonden Bart. Sein Name war Herr Draufgänger.
Der andere war ein kleiner, alter Mann, der schon gebeugt und an einem Stock ging, der aber einen scharfen Verstand hatte, und eine Zunge, die diesen Verstand noch an Schärfe übertraf. Sein Name war Herr Unheilverhüter. Der König hatte Herrn Unheilverhüter ein Vetorecht im Rat gegeben. Nichts im Rat konnte gegen den Willen des Herrn Unheilverhüter entschieden werden.
In früheren Jahrzehnten hatte der König Expeditionen ausgeschickt, die ferne Länder bereisten, zu Lande und zu Wasser. Wenn die Expeditionen zurückkamen, brachten sie seltene Gewürze, exotische Tiere für den Tiergarten des Königs und manchmal auch neue Erkenntnisse in Technik und Wissenschaft mit. Mit Feuereifer stürzten sich die Gelehrten des Königs auf die neuen Erkenntnisse, die Baumeister bauten nach neuen Plänen, die Bauern bestellten die Felder mit neuen Getreiden und pflanzten neue Obstsorten an.
Dann aber begab es sich, das zwei Expeditionen nicht zurückkehrten und die Menschen, die Verwandte verloren hatten, beklagten sich beim König und des Königs Vater schimpfte und sagte: „Haben wir es denn nicht gut hier? Sind nicht die Getreidespeicher voll und wächst nicht das Vieh auf den Weiden? Wozu also diese Expeditionen und die Jagd nach dem Fortschritt?“
Zu der Zeit berief der König den Herrn Unheilverhüter in seinen Rat und gab ihm das Vetorecht, denn er wollte nicht das Leben von Expeditionsteilnehmern gefährden und erst recht wollte er nicht die Schelte seines Vaters, des alten Königs hören.
Kaum hatte der König seine Rede über die Schwere und die Müdigkeit im Land beendet, ergriff Herr Draufgänger das Wort, ohne die Erlaubnis zum Reden vom König erhalten zu haben, so aufgeregt war er. „Herr König“, rief er und vor Aufregung hielt es ihn nicht im seinem Ratssessel, „Herr König, ich sage ja schon immer, so geht es nicht weiter. Unser Land ist in der Zeit stehengeblieben, nichts Neues kommt hinzu und das macht die Müdigkeit und Schwere aus. Denkt euch, ich habe gehört, dass in einem fernen Land ein Mittel gegen die Krankheit, die unser Volk immer wieder heimsucht, entwickelt wurde. Ferner berichtete man mir von einer geheimnisvollen Kraft, Elektrizität genannt, mittels der es möglich ist, auch in der Nacht einen Saal so hell zu erleuchten, als sei es heller Mittag. Ja, sogar von den ersten pferdelosen Kutschen hat man mir erzählt und von Transportwagen auf eisernen Wegen die mit der Schnelligkeit des Windes von Stadt zu Stadt eilen. Lasst uns aufbrechen und all dies Wissen und diese Errungenschaften in unser Land holen, damit die Menschen etwas Neues kennenlernen und unser Volk wieder blüht.“
„Jaja, ich habe ebenfalls davon gehört, mein überaus geschätzter Kollege Heißsporn.“ sagte da mit schneidender Stimme Herr Unheilverhüter. „Ich habe aber auch davon gehört, dass unsere Professoren sagen, dass der Mensch eine Geschwindigkeit, die höher ist als die eines Pferdes, nicht auszuhalten vermag und unweigerlich erkranken wird. Und von Menschen, die, mit der elektrischen Kraft in Berührung kamen und wie von einer unsichtbaren Faust zu Boden gestreckt wurden und dort bewegungslos liegen blieben.“ Er machte eine Kunstpause. „Mein König, hinter all dem leuchtenden Schein verbergen sich große Gefahren, die wir gar nicht in Gänze abschätzen können. Ich rate dringend davon ab, dass wir uns mit diesen Dingen befassen.“
Nachdenklich strich sich der König über den Bart. Hatte sein Herz noch freudig geklopft, als Herr Draufgänger von diesen vielen neuen und spannenden Dingen berichtete, so erschienen bei den Worten des Herrn Unheilverhüter von seinem Auge Bilder von kranken oder gar zu Tode gekommenen Menschen. Und wieder einmal war der König selbst hin- und hergerissen und wusste sich inmitten seiner Räte keinen Rat. Die anderen Räte hatten, da sie die Auseinandersetzungen zwischen den Herren Draufgänger und Unheilverhüter zur Genüge kannten, ohnehin geschwiegen.
„Wir danken Euch, meine Herren.“ sagte er und der sonst ungewohnte Pluralis majestatis ließ die Köpfe im Rat hochschnellen. „Für morgen um 9 Uhr berufen wir die nächste Versammlung ein.“ Damit erhob sich der König und verließ den Ratssaal.
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Eiflbär
Die zwei Ratgeber (Teil 2)
Am nächsten Morgen um neun Uhr waren alle Räte versammelt, als der König den Ratssaal betrat. Der König nahm am Kopfende des Tisches Platz und dann setzten sich auch die Räte, Herr Unheilverhüter am ersten Platz links vom König, Herr Draufgänger am ersten Platz rechts vom König. Beide hatten sich ihre Argumente zurechtgelegt und beide zogen nun Stapel von Dokumenten aus ihren Aktentaschen, mit denen die den König zu überzeugen suchten. Doch der König, nachdem er die Sitzung eröffnet hatte, nahm beiden gleichermaßen mit seinen ersten Worten den Wind aus den Segeln:
„Wir kennen und schätzen ihre Meinungen und Ansichten sehr und gleichermaßen, meine Herren. Eine weitere Erörterung ist nicht mehr notwendig. Wir haben gestern einen Entschluss gefasst.“
Der König machte eine Pause, und als er sah, dass alle Räte erstaunt und aufmerksam ihm zugewandt waren, kehrte er zur Ich-Form zurück. Zuerst wandte er sich Herrn Unheilverhüter zu „Ich schätze ihre Arbeit, werter Unheilverhüter. Ohne Sie hätte ich mich in manches Wagnis begeben und der Hof und mein Volk hätten Schaden erleiden können. Sie haben ihre Aufgabe sehr gut gemacht. Ich danke Ihnen.“
Dann wandte er sich nach rechts: „Auch ihre Arbeit schätze ich, werter Draufgänger. Sie haben Durchhaltevermögen bewiesen und sich nicht entmutigen lassen, mir immer wieder neue Ideen vorzulegen, auch wenn Sie in neun von zehn Malen ein Nein bekamen. Ich danke Ihnen.“ Wieder machte der König eine Pause. Als er dann weitersprach, war seine Stimme sehr ernst:
„Ich habe gemerkt, dass wir nicht weitermachen können, wie bisher. Die Schwere und die Müdigkeit, die auf dem Land liegen, haben auch mich selbst erreicht und ich fühle mich gelangweilt und müde. Wenn wir so weitermachen, werde ich bald das Land nicht mehr verantwortungsvoll regieren können. Die Bäcker werden lustlos Brote backen, die Schmiede Hufeisen anbringen, die nach wenigen Tagen wieder abfallen. Jedermann wird vor Müdigkeit und Schwere keine gute Arbeit mehr machen können und das Königreich wird in Gefahr sein, zu verfallen.“
Nach einer Pause fuhr er fort: „Ich habe also beschlossen, dass wir uns die neuen Dinge anschauen werden.“ Herr Unheilverhüter fuhr dazwischen: „Herr König, dass kann ich, gemäß meiner Aufgabe nicht zulassen und lege mein Veto ein.“ - „Das habe ich nicht anders von ihnen erwartet.“ entgegnete der König, und es klang nicht Tadel, sondern Anerkennung aus seiner Stimme. „Daher habe ich beschlossen, Ihnen das Vetorecht zu entziehen.“ Herr Unheilverhüter sackte in sich zusammen und verstand die Welt nicht mehr. Hatte der König nicht vor zwei Minuten erst gesagt, dass er seine Arbeit schätze? Und nun entzog er ihm die Grundlage, seine Arbeit zu tun. Fassungslos starrte er vor sich hin, unfähig, ein Wort herauszubringen.
„Sie sind aber keineswegs in Ungnade gefallen, werter Unheilverhüter.“ sagte der König nun mit einem Lächeln. „Ich werde ihre Dienste auch weiterhin benötigen, ja, mehr noch als zuvor.“ Bei diesen Worten blickte Herr Unheilverhüter den König staunend an und auch die anderen Räte hoben die Köpfe. Besonders Herr Draufgänger, der gehofft hatte, seinen Widersacher nun los zu sein und freie Bahn zu haben, war gespannt. Man sah es seinem Gesicht an, er presste die Kiefer aufeinander.
„Ich werde eine Reise unternehmen.“ sagte nun der König und befahl, seine königliche Yacht seeklar zu machen. „Frische Meeresluft wird mir guttun. Und ich werde die Länder bereisen, in denen es diese erstaunlichen Dinge gibt. Sie beide, meine Herren,“ mit diesen Worten wandte er sich an Draufgänger und Unheilverhüter, „werden mich auf dieser Reise begleiten. Sie, lieber Draufgänger, haben die Aufgabe, mir zu zeigen, und zu erklären, wo der Nutzen dieser Errungenschaften für unser Volk liegt. Und sie, lieber Unheilverhüter, haben die Aufgabe, mir zu erklären, welche Risiken es gibt. Auf der Grundlage ihres Rates werde ich dann entscheiden, was ich davon in mein Reich übernehmen werde und was nicht.“
Beide Räte waren ein wenig enttäuscht und ein wenig froh zugleich. Herr Unheilverhüter trauerte ein wenig seinem Vetorecht nach, denn es war eine bequeme Möglichkeit gewesen, das, was er nicht wollte, abzulehnen, ohne sich näher damit befassen zu müssen. Herr Draufgänger hätte es lieber gesehen, wenn er allein den König hätte beraten dürfen und sah nun seinen Kollegen, der sicherlich weiterhin eine Bremse sein würde. Doch auch Draufgänger wusste, dass er diesen Kollegen brauchte, um in seiner Begeisterung nicht über das Ziel hinauszuschießen. Und es freute ihn, dass der König die Reise selbst machen würde. So konnte der König mit eigenen Augen sehen, was Draufgänger so begeisterte und vielleicht würde der König ja seine Begeisterung teilen.
Der König setzte noch einen Ratsherrn ein, der ihn in der Abwesenheit vertreten sollte und verließ dann den Ratssaal. Auch die andern Räte entfernten sich, heftig miteinander diskutierend. Es wurde still im Saal, Draufgänger und Unheilverhüter saßen einander gegenüber.
„Mein werter Kollege,“ sagte plötzlich Unheilverhüter und seine Stimme klang gar nicht schneidend und überheblich, sondern eher etwas ängstlich, „manchmal wünsche ich mir etwas von ihrer Unternehmungslust. Aber Reisen in ferne Länder erschrecken mich und alles, was ich nicht kenne, macht mir Angst. Ehrlich gesagt …“ und an der Stelle musste Unheilverhüter tief durchatmen „bin ich ganz froh, dass sie auf dieser Reise dabei sind. Vielleicht können sie ein wenig auf mich aufpassen? Ich möchte ja auch gerne diese neuen Dinge kennenlernen, auch wenn sie mir Angst machen. Und so habe ich mich einfach davor versteckt.“
Draufgänger war ganz gerührt, als er diese Worte vernahm. Er hatte bislang gedacht, Unheilverhüter wolle ihn nur ärgern und seine Macht ausspielen. Nun bekam er eine Ahnung davon, dass diese vielen Vetos auch aus Angst und vielleicht innerer Not kamen.
Und er gestand sich ein, dass er, wenn Unheilverhüter nicht wäre, wahrscheinlich den König wirklich in Gefahr gebracht hätte. So sagte er dann, nachdem er sich mehrmals geräuspert hatte, um seine Rührung zu verbergen: „Lieber Unheilverhüter, es ist bestimmt ganz gut, dass sie dabei sind. Ich lasse mich zu schnell hinreißen und bin dann froh, wenn jemand auch auf mich aufpasst. Wenn wir zusammenarbeiten, wird es bestimmt eine tolle Reise. Was meinen Sie?“ Und er streckte Unheilverhüter die Hand hin, die dieser freudig ergriff.
Draufgänger ging zu einem Schrank, öffnete eine Türe und drückte einen verborgenen Knopf. Ein geheimes Fach tat sich auf und Draufgänger holte eine Flasche und zwei Gläser heraus. „Ich weiß, dass unser guter König hier einen ganz besonderen Tropfen versteckt. Er denkt, niemand weiß es, aber ich kenne das Versteck schon lange. Lass uns auf eine gute Reise anstoßen.“ Damit füllte er die Gläser.
„Hol noch ein drittes Glas dazu, Draufgänger“ erscholl da die Stimme des Königs. Er hatte durch ein Guckloch die beiden Räte beobachtet und mitgehört, was sie besprochen hatten. Draufgänger wurde plötzlich über und über rot im Gesicht, doch der König lachte nur. „Dass ihr zwei zusammenarbeiten wollt, das ist wahrlich ein Grund zum Feiern. Prost.“
Hell klangen die Gläser, mit denen der König und seine beiden Räte auf eine glückliche Reise anstießen.
Die zwei Ratgeber
*Die zwei Ratgeber*
_Ein Märchen von Hans Mann_
(Das Märchen ist während meines letzten Aufenthalts entstanden)
Es war einmal ein König, der hatte ein Reich, das war groß. Die Menschen in seinem Reich hatten Arbeit, sie waren nicht reich und nicht arm. Sie hatten alles, was sie brauchten zum Leben. Und dennoch waren die Menschen nicht glücklich, denn es lag eine Schwere und Müdigkeit über dem Land.
Zwar schien die Sonne und ließ das Getreide wachsen und der Regen lieferte das nötige Wasser dazu. Auf den Flüssen fuhren die Handelsschiffe, auf den Straßen rollten die Wagen der Händler. Aber nur selten zeigte sich ein Ruderboot mit fröhlichen Menschen und genauso selten sah man auf den Straßen eine Kutsche, mit der Menschen ins Grüne fuhren und ein Picknick machten.
Auch lebte das Land seit langer Zeit im Frieden, der letzte Krieg wurde kaum noch in den Erzählungen der Alten erwähnt. Ja, die Menschen in dem Land waren so eigentlich recht zufrieden mit ihrem Leben und mit dem König, denn er war auch ein gerechter Richter und wenn es wirklich mal zu Streitfällen kam, konnte der Streit mit einem gerechten Urteil beendet werden.
Doch diese Schwere und die Müdigkeit lagen wie eine dunkle Wolke über dem Land und die Menschen wussten nicht recht, froh zu werden. Da sandten sie an einem Tag eine Abordnung zum König und in der Sprechstunde, die der König abhielt, hörte der König die Worte: „Werter Herr König. Es lebt sich sicher in unserem Land und wir sind dankbar dafür, dass ihr nicht kriegslüstern seid und unsere Brüder und Söhne ins Gefecht schickt, um eure Schatztruhen zu füllen. Auch seid ihr ein gerechter Herrscher und eure Hofhaltung macht die Menschen nicht arm. Dennoch sind die Menschen in eurem Land nicht glücklich und nicht fröhlich. Bitte, macht, dass die Menschen wieder fröhlich sein können.“
Der König dankte der Abordnung und entließ sie mit dem Versprechen, sich ihres Anliegens anzunehmen.
Am nächsten Morgen rief der König seine Ratgeber zusammen und erzählte von dem Wunsch der Menschen seines Reiches nach Fröhlichkeit.
Unter seinen Ratgebern hatte der König zwei Männer, die gegensätzlicher nicht sein konnten. Der eine war ein großer, kräftiger Kerl mit starken Muskeln, blitzenden blauen Augen und einem langen, rotblonden Bart. Sein Name war Herr Draufgänger.
Der andere war ein kleiner, alter Mann, der schon gebeugt und an einem Stock ging, der aber einen scharfen Verstand hatte, und eine Zunge, die diesen Verstand noch an Schärfe übertraf. Sein Name war Herr Unheilverhüter. Der König hatte Herrn Unheilverhüter ein Vetorecht im Rat gegeben. Nichts im Rat konnte gegen den Willen des Herrn Unheilverhüter entschieden werden.
In früheren Jahrzehnten hatte der König Expeditionen ausgeschickt, die ferne Länder bereisten, zu Lande und zu Wasser. Wenn die Expeditionen zurückkamen, brachten sie seltene Gewürze, exotische Tiere für den Tiergarten des Königs und manchmal auch neue Erkenntnisse in Technik und Wissenschaft mit. Mit Feuereifer stürzten sich die Gelehrten des Königs auf die neuen Erkenntnisse, die Baumeister bauten nach neuen Plänen, die Bauern bestellten die Felder mit neuen Getreiden und pflanzten neue Obstsorten an.
Dann aber begab es sich, das zwei Expeditionen nicht zurückkehrten und die Menschen, die Verwandte verloren hatten, beklagten sich beim König und des Königs Vater schimpfte und sagte: „Haben wir es denn nicht gut hier? Sind nicht die Getreidespeicher voll und wächst nicht das Vieh auf den Weiden? Wozu also diese Expeditionen und die Jagd nach dem Fortschritt?“
Zu der Zeit berief der König den Herrn Unheilverhüter in seinen Rat und gab ihm das Vetorecht, denn er wollte nicht das Leben von Expeditionsteilnehmern gefährden und erst recht wollte er nicht die Schelte seines Vaters, des alten Königs hören.
Kaum hatte der König seine Rede über die Schwere und die Müdigkeit im Land beendet, ergriff Herr Draufgänger das Wort, ohne die Erlaubnis zum Reden vom König erhalten zu haben, so aufgeregt war er. „Herr König“, rief er und vor Aufregung hielt es ihn nicht im seinem Ratssessel, „Herr König, ich sage ja schon immer, so geht es nicht weiter. Unser Land ist in der Zeit stehengeblieben, nichts Neues kommt hinzu und das macht die Müdigkeit und Schwere aus. Denkt euch, ich habe gehört, dass in einem fernen Land ein Mittel gegen die Krankheit, die unser Volk immer wieder heimsucht, entwickelt wurde. Ferner berichtete man mir von einer geheimnisvollen Kraft, Elektrizität genannt, mittels der es möglich ist, auch in der Nacht einen Saal so hell zu erleuchten, als sei es heller Mittag. Ja, sogar von den ersten pferdelosen Kutschen hat man mir erzählt und von Transportwagen auf eisernen Wegen die mit der Schnelligkeit des Windes von Stadt zu Stadt eilen. Lasst uns aufbrechen und all dies Wissen und diese Errungenschaften in unser Land holen, damit die Menschen etwas Neues kennenlernen und unser Volk wieder blüht.“
„Jaja, ich habe ebenfalls davon gehört, mein überaus geschätzter Kollege Heißsporn.“ sagte da mit schneidender Stimme Herr Unheilverhüter. „Ich habe aber auch davon gehört, dass unsere Professoren sagen, dass der Mensch eine Geschwindigkeit, die höher ist als die eines Pferdes, nicht auszuhalten vermag und unweigerlich erkranken wird. Und von Menschen, die, mit der elektrischen Kraft in Berührung kamen und wie von einer unsichtbaren Faust zu Boden gestreckt wurden und dort bewegungslos liegen blieben.“ Er machte eine Kunstpause. „Mein König, hinter all dem leuchtenden Schein verbergen sich große Gefahren, die wir gar nicht in Gänze abschätzen können. Ich rate dringend davon ab, dass wir uns mit diesen Dingen befassen.“
Nachdenklich strich sich der König über den Bart. Hatte sein Herz noch freudig geklopft, als Herr Draufgänger von diesen vielen neuen und spannenden Dingen berichtete, so erschienen bei den Worten des Herrn Unheilverhüter von seinem Auge Bilder von kranken oder gar zu Tode gekommenen Menschen. Und wieder einmal war der König selbst hin- und hergerissen und wusste sich inmitten seiner Räte keinen Rat. Die anderen Räte hatten, da sie die Auseinandersetzungen zwischen den Herren Draufgänger und Unheilverhüter zur Genüge kannten, ohnehin geschwiegen.
„Wir danken Euch, meine Herren.“ sagte er und der sonst ungewohnte Pluralis majestatis ließ die Köpfe im Rat hochschnellen. „Für morgen um 9 Uhr berufen wir die nächste Versammlung ein.“ Damit erhob sich der König und verließ den Ratssaal.
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Eiflbär
Die zwei Ratgeber (Teil 2)
Am nächsten Morgen um neun Uhr waren alle Räte versammelt, als der König den Ratssaal betrat. Der König nahm am Kopfende des Tisches Platz und dann setzten sich auch die Räte, Herr Unheilverhüter am ersten Platz links vom König, Herr Draufgänger am ersten Platz rechts vom König. Beide hatten sich ihre Argumente zurechtgelegt und beide zogen nun Stapel von Dokumenten aus ihren Aktentaschen, mit denen die den König zu überzeugen suchten. Doch der König, nachdem er die Sitzung eröffnet hatte, nahm beiden gleichermaßen mit seinen ersten Worten den Wind aus den Segeln:
„Wir kennen und schätzen ihre Meinungen und Ansichten sehr und gleichermaßen, meine Herren. Eine weitere Erörterung ist nicht mehr notwendig. Wir haben gestern einen Entschluss gefasst.“
Der König machte eine Pause, und als er sah, dass alle Räte erstaunt und aufmerksam ihm zugewandt waren, kehrte er zur Ich-Form zurück. Zuerst wandte er sich Herrn Unheilverhüter zu „Ich schätze ihre Arbeit, werter Unheilverhüter. Ohne Sie hätte ich mich in manches Wagnis begeben und der Hof und mein Volk hätten Schaden erleiden können. Sie haben ihre Aufgabe sehr gut gemacht. Ich danke Ihnen.“
Dann wandte er sich nach rechts: „Auch ihre Arbeit schätze ich, werter Draufgänger. Sie haben Durchhaltevermögen bewiesen und sich nicht entmutigen lassen, mir immer wieder neue Ideen vorzulegen, auch wenn Sie in neun von zehn Malen ein Nein bekamen. Ich danke Ihnen.“ Wieder machte der König eine Pause. Als er dann weitersprach, war seine Stimme sehr ernst:
„Ich habe gemerkt, dass wir nicht weitermachen können, wie bisher. Die Schwere und die Müdigkeit, die auf dem Land liegen, haben auch mich selbst erreicht und ich fühle mich gelangweilt und müde. Wenn wir so weitermachen, werde ich bald das Land nicht mehr verantwortungsvoll regieren können. Die Bäcker werden lustlos Brote backen, die Schmiede Hufeisen anbringen, die nach wenigen Tagen wieder abfallen. Jedermann wird vor Müdigkeit und Schwere keine gute Arbeit mehr machen können und das Königreich wird in Gefahr sein, zu verfallen.“
Nach einer Pause fuhr er fort: „Ich habe also beschlossen, dass wir uns die neuen Dinge anschauen werden.“ Herr Unheilverhüter fuhr dazwischen: „Herr König, dass kann ich, gemäß meiner Aufgabe nicht zulassen und lege mein Veto ein.“ - „Das habe ich nicht anders von ihnen erwartet.“ entgegnete der König, und es klang nicht Tadel, sondern Anerkennung aus seiner Stimme. „Daher habe ich beschlossen, Ihnen das Vetorecht zu entziehen.“ Herr Unheilverhüter sackte in sich zusammen und verstand die Welt nicht mehr. Hatte der König nicht vor zwei Minuten erst gesagt, dass er seine Arbeit schätze? Und nun entzog er ihm die Grundlage, seine Arbeit zu tun. Fassungslos starrte er vor sich hin, unfähig, ein Wort herauszubringen.
„Sie sind aber keineswegs in Ungnade gefallen, werter Unheilverhüter.“ sagte der König nun mit einem Lächeln. „Ich werde ihre Dienste auch weiterhin benötigen, ja, mehr noch als zuvor.“ Bei diesen Worten blickte Herr Unheilverhüter den König staunend an und auch die anderen Räte hoben die Köpfe. Besonders Herr Draufgänger, der gehofft hatte, seinen Widersacher nun los zu sein und freie Bahn zu haben, war gespannt. Man sah es seinem Gesicht an, er presste die Kiefer aufeinander.
„Ich werde eine Reise unternehmen.“ sagte nun der König und befahl, seine königliche Yacht seeklar zu machen. „Frische Meeresluft wird mir guttun. Und ich werde die Länder bereisen, in denen es diese erstaunlichen Dinge gibt. Sie beide, meine Herren,“ mit diesen Worten wandte er sich an Draufgänger und Unheilverhüter, „werden mich auf dieser Reise begleiten. Sie, lieber Draufgänger, haben die Aufgabe, mir zu zeigen, und zu erklären, wo der Nutzen dieser Errungenschaften für unser Volk liegt. Und sie, lieber Unheilverhüter, haben die Aufgabe, mir zu erklären, welche Risiken es gibt. Auf der Grundlage ihres Rates werde ich dann entscheiden, was ich davon in mein Reich übernehmen werde und was nicht.“
Beide Räte waren ein wenig enttäuscht und ein wenig froh zugleich. Herr Unheilverhüter trauerte ein wenig seinem Vetorecht nach, denn es war eine bequeme Möglichkeit gewesen, das, was er nicht wollte, abzulehnen, ohne sich näher damit befassen zu müssen. Herr Draufgänger hätte es lieber gesehen, wenn er allein den König hätte beraten dürfen und sah nun seinen Kollegen, der sicherlich weiterhin eine Bremse sein würde. Doch auch Draufgänger wusste, dass er diesen Kollegen brauchte, um in seiner Begeisterung nicht über das Ziel hinauszuschießen. Und es freute ihn, dass der König die Reise selbst machen würde. So konnte der König mit eigenen Augen sehen, was Draufgänger so begeisterte und vielleicht würde der König ja seine Begeisterung teilen.
Der König setzte noch einen Ratsherrn ein, der ihn in der Abwesenheit vertreten sollte und verließ dann den Ratssaal. Auch die andern Räte entfernten sich, heftig miteinander diskutierend. Es wurde still im Saal, Draufgänger und Unheilverhüter saßen einander gegenüber.
„Mein werter Kollege,“ sagte plötzlich Unheilverhüter und seine Stimme klang gar nicht schneidend und überheblich, sondern eher etwas ängstlich, „manchmal wünsche ich mir etwas von ihrer Unternehmungslust. Aber Reisen in ferne Länder erschrecken mich und alles, was ich nicht kenne, macht mir Angst. Ehrlich gesagt …“ und an der Stelle musste Unheilverhüter tief durchatmen „bin ich ganz froh, dass sie auf dieser Reise dabei sind. Vielleicht können sie ein wenig auf mich aufpassen? Ich möchte ja auch gerne diese neuen Dinge kennenlernen, auch wenn sie mir Angst machen. Und so habe ich mich einfach davor versteckt.“
Draufgänger war ganz gerührt, als er diese Worte vernahm. Er hatte bislang gedacht, Unheilverhüter wolle ihn nur ärgern und seine Macht ausspielen. Nun bekam er eine Ahnung davon, dass diese vielen Vetos auch aus Angst und vielleicht innerer Not kamen.
Und er gestand sich ein, dass er, wenn Unheilverhüter nicht wäre, wahrscheinlich den König wirklich in Gefahr gebracht hätte. So sagte er dann, nachdem er sich mehrmals geräuspert hatte, um seine Rührung zu verbergen: „Lieber Unheilverhüter, es ist bestimmt ganz gut, dass sie dabei sind. Ich lasse mich zu schnell hinreißen und bin dann froh, wenn jemand auch auf mich aufpasst. Wenn wir zusammenarbeiten, wird es bestimmt eine tolle Reise. Was meinen Sie?“ Und er streckte Unheilverhüter die Hand hin, die dieser freudig ergriff.
Draufgänger ging zu einem Schrank, öffnete eine Türe und drückte einen verborgenen Knopf. Ein geheimes Fach tat sich auf und Draufgänger holte eine Flasche und zwei Gläser heraus. „Ich weiß, dass unser guter König hier einen ganz besonderen Tropfen versteckt. Er denkt, niemand weiß es, aber ich kenne das Versteck schon lange. Lass uns auf eine gute Reise anstoßen.“ Damit füllte er die Gläser.
„Hol noch ein drittes Glas dazu, Draufgänger“ erscholl da die Stimme des Königs. Er hatte durch ein Guckloch die beiden Räte beobachtet und mitgehört, was sie besprochen hatten. Draufgänger wurde plötzlich über und über rot im Gesicht, doch der König lachte nur. „Dass ihr zwei zusammenarbeiten wollt, das ist wahrlich ein Grund zum Feiern. Prost.“
Hell klangen die Gläser, mit denen der König und seine beiden Räte auf eine glückliche Reise anstießen.
Gaby mag diesen Beitrag
Marions Foto Basteleien Impact
So Nov 12, 2023 9:38 pm
Marion
Marions Basteleien
Ich hab ja ein paar Jahre ganz viel mit Photo-Impact gebastelt und dann jetzt fast ein Jahr nicht mehr. Weiß selber nicht recht warum, außer dass ich natürlich ziemlich krank war, dann hatte ich den PC-Wechsel und kam nicht dazu es einzurichten und irgendwie schaffe ich sowieso viel weniger als früher. Außerdem hab ich ja auch noch meinen Blog, der gepflegt werden will. Naja, endlich hab ich das Programm installiert und heute das erste Bildchen gebastelt, einen Rahmen um eine Aufnahme aus Jamkaran im Iran.
Es ist so schön, sich zu erinnern. Ein warmer Abend im August. Picknick mit einer saudischen Reisegruppe auf dem Hof vor der Moschee. Diese Kuppeln leuchten von innen.
https://2img.net/r/ihimizer/img196/5948/q1b7.jpg : https://2img.net/r/ihimg/photo/my-images/196/q1b7.jpg/
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Eiflbär
Das sieht ja richtig toll aus. Bietet Photo Impact diese Rahmen von sich aus an oder woher hast Du die?
Ich nehme mal an, es sind mehrere Ebenen, eine auf die andere gelegt. Ist das so?
Die Wirkung ist jedenfalls toll.
Ich bin inzwischen bei der Fotografie im RAW-Format angelangt. Das, was die Kamerasoftware sonst auf dem Weg vom rohen Bild zum jpg macht, mache ich jetzt am PC. Ist etwas aufwändig, bietet aber viel mehr Einflussmöglichkeiten, z.B. die Hellingkeit oder den Weißabgleich nachzuregeln ...
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Marion
Nein der Rahmen ist gebastelt indem man die Arbeitsfläche immer wieder erweitert und füllt und dabei Filter benutzt. Ist einfach und hat tolle Wirkung. Ich hab aber schon viel viel schönere Werke gebastelt, vieles hab ich auch noch gespeichert, vielleicht seh ich mal durch und stell alte ein. Aber ich muss mich jetzt erstmal wieder reinfummeln. Die Ideen krieg ich in einem Forum, da gibts immer tutorials.
Vom Fotografieren selber hab ich ja keine Ahnung, ich knipse drauflos. Manchmal wünsch ich mir auch ne Spiegelreflexkamera, aber erstens kein Geld und zweitens wäre das ja auch wieder viel zu Lernen. Jetzt bin ich ganz froh, wenn ich mal mit dem PI wieder kreativ bin. Das ist auch ein bisschen mich ausdrücken und Geschichten erzählen.
Marions Basteleien
Ich hab ja ein paar Jahre ganz viel mit Photo-Impact gebastelt und dann jetzt fast ein Jahr nicht mehr. Weiß selber nicht recht warum, außer dass ich natürlich ziemlich krank war, dann hatte ich den PC-Wechsel und kam nicht dazu es einzurichten und irgendwie schaffe ich sowieso viel weniger als früher. Außerdem hab ich ja auch noch meinen Blog, der gepflegt werden will. Naja, endlich hab ich das Programm installiert und heute das erste Bildchen gebastelt, einen Rahmen um eine Aufnahme aus Jamkaran im Iran.
Es ist so schön, sich zu erinnern. Ein warmer Abend im August. Picknick mit einer saudischen Reisegruppe auf dem Hof vor der Moschee. Diese Kuppeln leuchten von innen.
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Eiflbär
Das sieht ja richtig toll aus. Bietet Photo Impact diese Rahmen von sich aus an oder woher hast Du die?
Ich nehme mal an, es sind mehrere Ebenen, eine auf die andere gelegt. Ist das so?
Die Wirkung ist jedenfalls toll.
Ich bin inzwischen bei der Fotografie im RAW-Format angelangt. Das, was die Kamerasoftware sonst auf dem Weg vom rohen Bild zum jpg macht, mache ich jetzt am PC. Ist etwas aufwändig, bietet aber viel mehr Einflussmöglichkeiten, z.B. die Hellingkeit oder den Weißabgleich nachzuregeln ...
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Marion
Nein der Rahmen ist gebastelt indem man die Arbeitsfläche immer wieder erweitert und füllt und dabei Filter benutzt. Ist einfach und hat tolle Wirkung. Ich hab aber schon viel viel schönere Werke gebastelt, vieles hab ich auch noch gespeichert, vielleicht seh ich mal durch und stell alte ein. Aber ich muss mich jetzt erstmal wieder reinfummeln. Die Ideen krieg ich in einem Forum, da gibts immer tutorials.
Vom Fotografieren selber hab ich ja keine Ahnung, ich knipse drauflos. Manchmal wünsch ich mir auch ne Spiegelreflexkamera, aber erstens kein Geld und zweitens wäre das ja auch wieder viel zu Lernen. Jetzt bin ich ganz froh, wenn ich mal mit dem PI wieder kreativ bin. Das ist auch ein bisschen mich ausdrücken und Geschichten erzählen.
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