cajustones
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Admina GerLi
Admina GerLi
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Mo Nov 13, 2023 10:13 pm
Marion
Wovon ich überzeugt bin

Ich schreib das hier mal nieder, weil es natürlich dem einen oder der anderen vielleicht sonderbar vorkommt, wenn ich so vehement auf meiner Meinung beharre - die aber eben keine Meinung ist, sondern eine Überzeugung, entstanden aus ganz vernünftigen Gründen.

Muslime sprechen kein "Glaubensbekenntnis", auch wenn es meist so genannt wird, sondern sie "bezeugen". Etwas bezeugen ist mehr als etwas glauben, es ist eben eine Gewißheit.

Und das geht so: "Ich bezeuge dass es keinen Gott gibt, außer Gott. Und ich bezeuge, dass Muhammed der Diener und Gesandte Gottes ist"

Im Arabischen fängt das mit "La" an, d.h. die Ablehnung eines Gottes außer Gott steht am Anfang.

 "Aschadduh: La ilaha ill Allah, Muhammedan abduhu wa rasulullah"

Der absolute Monotheismus ist also die Grundlage des Islam. Und mit diesem Einheitsglauben kann man sich natürlich unendlich beschäftigen. Deswegen lehnen wir es ab anzunehmen, dass Gott "3in1" ist und sich einen Sohn genommen hat. Oder natürlich Anbetung von Götzenstatuen.

Warum nun diese Gewissheit: weil es uns der Koran sagt und weil der Koran Gottes authentisches Wort ist. 

Das war mein Einstieg in den Islam: ich musste mich überzeugen lassen, dass es so ist. Wenn man sich die Umstände der Offenbarung näher anschaut: die Persönlichkeit des Propheten, s.a.s, wie die Offenbarungen erfolgten (Sprachstil, Anlässe), welche naturwissenschaftlichen Tatsachen im Koran beschrieben sind, die damals noch niemand kannte - dann wird klar, dass der Koran nicht Menschenwerk ist. Und dass er heute noch authentisch ist liegt daran, dass er sofort vielfach auswendig gelernt wurde, das ist eine arabische Tradition gewesen die sich seither fortgesetzt hat. Und dass die Niederschrift und Sammlung zeitnah erfolgte und mit eben diesen Rezitationen abgeglichen wurde.

Das ist eben der Vorteil gegenüber den Evangelien, die spät niedergeschrieben wurden und die auch noch von Kirchenseite "gesiebt" wurden. Oder mit der jüdischen Thora, die eine Sammlung von Erzählungen ist. Und anderen Büchern anderer Religionen natürlich.

So, wenn man nun also diese Authentizität anerkennt, dann bleibt nichts anderes übrig als sich nach dem zu richten, was drinsteht im Koran. Und da Gott ein einziger ist, schickt er nicht widersprüchliche Botschaften an die verschiedenen Völker. Nein, der Koran sagt ausdrücklich, dass er die abschließende Botschaft ist, die alle anderen korrigiert, wenn nötig.

Dieser einzige Gott betont in jeder Sure (außer in einer), dass er der Erbarmer, der Barmherzige ist. Und dann erzählt der Koran viele Geschichten, die man teils aus der Bibel kennt, u.U. leicht verändert, über Völker und Propheten, als Gleichnisse damit wir aus deren Schicksal lernen. Dazu wird auf aktuelle Ereignisse eingegangen, die die jeweiligen Abschnitte der Offenbarung zum Anlass hatten, auch viele Kriege die geführt werden mussten weil die Muslime verfolgt wurden. Und er bringt eine Reihe von Anleitungen zur Staatsführung, über Steuern, Straf- und Kriegsrecht usw. Und am meisten natürlich über das Wesen Gottes. Wie die Menschen, die Tiere, die Engel und die Djinn (das sind Geistwesen) beschaffen sind und wie sie Gott dienen sollen. Über das Zusammenleben in der Ehe, Familie, Gesellschaft. Über Gerechtigkeit. Über das Sterben und das Leben nach dem Tod, Himmel und Hölle.

Manche Sachen sind leicht zu verstehen, manche sind sehr tiefgründig. Wer den Koran auslegen will, braucht dazu jahrzehntelange Studien. Wer nicht Arabisch kann, darf das schon mal gar nicht tun. Und die Übersetzungen sind, so sagen diejenigen die Arabisch können, oft grauenhaft. Da kommen dann so Sachen zustande wie, dass der Mann seine Ehefrau schlagen dürfte u.a. Unsinn. Das steht nicht drin.
Also sucht man sich als nicht des Arabischen Kundige vertrauenswürdige Leute, die einem unklare Sachen erklären können und vergleicht auch selber verschiedene Übersetzungen. In Zeiten des Internets ja kein Problem.

Aber um sich gründlich auseinanderzusetzen, braucht man viel Begleitliteratur, die es zum Glück auch auf Deutsch gibt. Da hab ich jetzt z.B. gerade was zum Thema "Leben nach dem Tod", anhand von koranischen Quellen erläutert.

Eine zweite Quelle für Informationen ist die "Sunna" des Propheten, s.a.s. (und wir Shiiten nehmen noch die seiner Nachfolger und seiner Tochter hinzu). "Sunna" heißt Vorbild und meint, dass man Überlieferungen heranzieht, über das Leben dieser Personen. Die nennt man "Hadithe". Die Überlieferungswissenschaft ist sehr komplex, denn es werden die ganzen Überlieferer, die das erzählt haben, überprüft. Wer mal beim Lügen erwischt wurde, ist raus. Und die Hadithe dürfen dem Koran nicht widersprechen, dann sind sie unglaubwürdig. In diesem Bereich gibt es große Unterschiede zwischen den islamischen Konfessionen, die Sunniten haben Sammlungen die sie für absolut zuverlässig erklärt haben, in denen sich aber aus shiitischer Sicht viel Unsinn befindet. Die Shiiten haben auch Unsinn in ihren Büchern, nennen das aber auch so.

So, das sind also die Quellen aus denen ich schöpfe und denen ich vertraue.

Mein Gottesbild ist also das eines einzigen, barmherzigen Gottes, der alles und alle erschaffen hat. Und uns Menschen hat er ausdrücklich mit einem freien Willen geschaffen und der Erkenntnis von und Fähigkeit zu Gut und Böse. Warum? Weil uns das eine Entwicklung ermöglicht. Tiere sind von ihren Trieben gesteuert. Sie sündigen nicht, sie sind einfach. Engel sind purer Geist und sündigen deshalb nicht. Nur die Menschen und die Djinn, in deren Welt wir aber keinen Einblick haben, müssen sich entscheiden. Wollen wir niedriger als Tiere sein und nur unseren Trieben folgen, oder höher als die Engel, weil unsere Reinheit viel mehr Arbeit erfordert? Und wenn wir uns Richtung Vollkommenheit entwickeln, dann machen wir dabei unglaublich viele Erfahrungen mit Gott, die uns glücklich machen und stärken. 

Gott hat uns nur geschaffen, IHM zu dienen, heißt es. Aber das heißt nicht, dass Gott unsere Dienste braucht. Sondern unser Gottesdienst ist dazu da,  uns IHM zu nähern und IHN immer mehr zu erkennen. Das sind Geschenke von Gott. Und darum soll alles Gottesdienst sein, nicht nur unser Gebet, sondern alle Handlungen beginnen Muslime mit "Bismillah", im Namen Gottes.

Wenn wir uns nun entscheiden, uns von Gott zu entfernen, also zu sündigen, dann droht uns die Hölle. Nähern wir uns IHM, auch wenn wir das nicht ohne stolpern tun, Hauptsache wir verlieren unseren Glauben nicht, bereuen und nehmen neuen Anlauf, dann winkt das Paradies. Der Koran beschreibt beides ausgiebig.
Und entschieden wird darüber beim Jüngsten Gericht, das ja die Christen auch kennen. Da wird jede Tat sichtbar sein und "gewogen". Gott vergibt die meisten Sünden und berechnet die guten Taten vielfach. Zwischen dem Tod und dem Jüngsten Tag gibt es eine Zwischenphase, die "Barzakh" genannt wird und in der wir auch schon belohnt oder bestraft werden, was es später leichter machen kann. In der Zeit können Gebete von Lebenden dem Verstorbenen noch helfen. Beim Jüngsten Gericht steht jeder für sich und Fürsprache dürfen nur wenige Persönlichkeiten leisten, die Propheten, a.s. z.B., die das auch für ihre Anhänger tun werden.

Jetzt kann einem das natürlich Angst machen und das soll wohl auch so sein, aber die Angst soll nicht überhand nehmen, sondern sich mit der Hoffnung die Waage halten. Aber alles soll uns natürlich anspornen, uns anzustrengen bessere Menschen zu werden. Und soll uns über schwere Zeiten helfen, denn dieses Leben ist nur ein kurzer Übergang. Und soll uns trösten, dass es Gerechtigkeit geben wird, dass Unrecht bestraft wird. Manche Taten verzeiht Gott z.B. nicht, wenn nicht der Mensch, der geschädigt wurde, sie verzeiht.


Diese Vorstellung erscheint vielen unbequem. Aber sie ist nun einmal wahr, wenn man sich o.g. Authentizität vor Augen führt. Und näher betrachtet gar nicht so schlimm. Gott verlangt ja nichts, was uns schadet. Im Gegenteil, alles was ER will, bringt uns IHM näher, und d.h. es bringt uns der Liebe näher. Verstoße ich also gegen SEINE Anordnungen, entferne ich mich von der Liebe. Wer will denn das?

In diesem Zusammenhang ist der Verzicht auf das Glas Wein oder Schweinefleisch keine Bösartigkeit von Gott, der uns das nicht "gönnt".  ER gibt seine Anweisungen aus Liebe - also hat das seinen Sinn. Und handle ich dem entgegen, handle ich der Liebe entgegen. Ist mir der Alkohol mehr wert, als Gottes Liebe? Das sind Prüfungen, diese sind von der kleinen Sorte. Im Paradies bekomme ich soviel Wein wie ich will, falls ich denn dann noch welchen will. Und ich habe bayrische Schwestern, die schon angekündigt haben, sich dort erstmal eine Schweinhaxe zu bestellen. Very Happy

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Marion


Das Leben im Islam ist ein bewußtes Leben. 5 Gebete strukturieren den Tag und lassen innehalten und ich merke, in welcher Verfassung ich bin. Bin ich in Gedanken ganz woanders, oder weiß ich diese Gelegenheit zu schätzen? Alles was ich tue im Namen Gottes zu tun: nicht schult mehr die Achtsamkeit. Jedes Lächeln, dass ich jemandem schenke ist eine gute Tat. Und zu wissen, dass die Hoffnunglosigkeit die größte Sünde ist, hat mich schon manches Mal wachgerüttelt. Ach und es ist super, dass ich mir viele Fragen ala "Woher komme ich? Wohin gehe ich? Und was soll das hier alles?" nicht mehr stellen muss. Ich kann im Gegenteil ganz zielgerichtet meinen Weg gehen. Das geht wirklich nicht ohne Stolpern, aber ich weiß ja, wo es lang geht. "den geraden Weg", den die erste Sure im Koran nennt.

Natürlich sind nicht alle die sich Muslime nennen gute Menschen und vielleicht sind viel mehr Nichtmuslime gute Menschen. Und ich bin zum Glück nicht Gott und muss über die entscheiden. Aber ich kann nicht anders als zu sagen, dass der Koran uns den Islam, was ja nicht anderes als "Gottergebenheit" bedeutet als einzige Religion ans Herz legt. Und wenn je mehr ich mich mit dem "Tauhid", der Lehre von Gottes Einheit, beschäftige, je logischer wird das und je unlogischer werden andere Religionen oder Gottesbilder. Der Koran ist für alle Menschen gekommen. Der eine Gott schickt doch nicht unterschiedliche Anweisungen an die Völker.

Ja, das ist es zu den Grundlagen. Wir Shiiten haben noch einige Vorstellunge über das, was auf der Erde noch passieren wird, z.B. dass unser verborgener Imam Mahdi, a.s., zurückkehrt um eine gerechte Welt zu schaffen. Das gründet auch in vielen Überlieferungen und ist eine große Hoffnung. Aber das wird jetzt wohl zuviel, ist eh schon ein langer Text geworden.

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GerLinde


Naja da es ja in euren Glauben diese Huris nach dem Tode gibt bin ich eh schon ganz angetan *lach* ..
nein ich Danke dir für diese Möglichkeit mich immer mal damit auseinander zu setzen.. und emfinde vieles wunderschön was du mitteilst !
...doch es ist z.T. sehr fremd für mich ,da ich mit der tiefen Liebe zu Gottes Sohn im Herzen aufgewachsen bin.. und mein Herz da Zuhause ist.. in der Dreieinheit . 
Ich halte es vielleicht wie in Life of Pi... warum soll ich nur ein Schlechtes Gewissen einem Gott Gegenüber haben.. ;-) 
LG GerLi

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Marion


Jesus, a.s. sollst Du ja lieben,  Smile , aber warum sollte sich Gott spalten? Also das Christentum verstehe ich nicht wirklich, obwohl ich als Kind ja auch leidenschaftlich katholisch war. Einerseits hat Jesus, a.s. alle Sünden auf sich genommen, andererseits gibt´s aber doch Himmel und Hölle.
Und warum muss Gott Mensch werden um uns nahe zu sein - ER  ist uns sowieso nahe, näher als unsere Halsschlagader, steht im Koran. Die Christen denken oft, Muslime könnten keine Beziehung zu Gott haben, ER wäre uns fern. Das stimmt ganz und gar nicht. Wir vermenschlichen IHN aber nicht wie die Christen, die ihn auf einen Thron setzen, mit Jesus, a.s. zur Seite. (nur eine muslimische Minderheit hat auch solche Vorstellungen, weil im Koran von einem Thron die Rede ist. Der ist aber keine Sitzgelegenheit.).

Also ich finde es unlogisch. Gottes Geist kommt oft vor im Koran, aber eben nicht als Abspaltung. Also Gott haucht seinen Geist ein, z.B.

Und das mit dem schlechten Gewissen: wenn ich undankbar bin gegenüber dem der mir alles schenkt, wenn ich absichtlich genau tue was mich von IHM entfernt. u.ä. - ja dann finde ich das schon angebracht. Das schlechte Gewissen ist unser eingebautes kleines Jüngstes Gericht. Gott braucht das nicht, aber uns bringt es doch wieder in die Spur, oder?

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GerLinde


Gegen ein richtiges Gewissen -also eine innere Instanz ,dass einen auf Spur hält, hab ich auch gar nix. Dabei geht es mir um das Gefühl.. 
das ich spüre ,verinnerlicht habe : jeder hat ein Recht auf Leben.. z.B. und das Problem mit dem Gewissen und den Religionen generell ist wohl oft das sie etwas fordern oder anordnen ...und das wird dann eingehalten ..weil man soll. Aber wenn man nicht mehr muss.. hat man plötzlich Zustände wie im Vormittel alter.. a la okay, wenn man nicht mehr muss kann man ruhig dem nächsten die Rübe abhauen.. oder so. Das finde ich sehr erschreckend. 
Obwohl ich Protestantisch aufgewachsen bin ,halte ich daher gar nichts von Luther.. der keine Probleme hatte alle Welt aufzurufen die aufständischen Bauern nieder zu metzeln wie Hunde. Und in Kathol. Kirchen wird mir in aller Regel komplett übel.. hab ja auch einige Jahre bei denen gearbeitet..und da wurde mir auch nicht besser.. ich würde sagen das ich Christlich bin "Trotzdem". Weil mir Gottes Sohn immer und immer Nahe war. Es ist keine Abspaltung sondern ein Geschenk für uns.. eine übergeordnete Mutter , einen Übergeordneten Vater und einen uns verbindenden Sohn als Bild zu haben... eine höhere Familie in der wir geborgen sein können. Für mich Christus immer so real wie ein zusätzlicher Bruder ,der noch mehr ist . Es ist mir sosehr möglich ihn zu lieben ,weil er sosehr Mensch war. Gott aber kann ich nicht mehr erfassen. 
Die Dreieinheit steht für die Drei Möglichkeiten die wir hier haben . Das Öffnen , das schließen , das hin und her. Die Grundfarben Blau,Rot,Gelb. Oder Körper, Geist und Seele. Oder Vergangenheit,Gegenwart und Zukunft. Das Kreuz ist das Symbol indem Das Herz und das Ego sich kreuzen und somit wurde uns eine neue Dimension auf die Erde gebracht.. die Fünfte Dimension quasi.. die wir erreichen indem wir da Ego überwinden und das Herz öffnen. Alles was Christus gelehrt hat..lässt sich auf die einfachste Formel herunterbrechen: Identifikation ! ...Liebe deinen Nächsten, Liebe deine Feinde.. denn dann hast du gar keine Feinde mehr . Denn dann kannst du nur noch Mitfühlen. Der Schlüssel war : Transformation. Gib dich hin.. denn Gewalt erzeugt Gewalt.. ich finde das immer wieder wunderschön und so leicht verständlich .

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Marion


Bin zu müde, um darauf einzugehen, aber dieses passt ein bisschen, finde ich. Von einem unserer heiligen Imame (die Nachfolger des Propheten Muhammed), Dschafar Sadiq a.s.:
---Zitat---
Imam aṣ-Ṣādiq (a.) sagte über die Bedeutung von Anbetung: „Anbetung ist von dreierlei Art: Manche Menschen beten Allah an, weil sie Ihn fürchten – das ist die Anbetung von Sklaven; eine andere Gruppe betet Allah, Gesegnet und Erhaben ist Er, an, weil sie nach einer Belohnung trachten – das ist die Anbetung von Kaufleuten und Händlern; doch eine Gruppe betet Allah, Groß und Allmächtig ist Er, an, wegen (Seiner) Liebe – das ist die Anbetung der erhabenen und edlen Menschen und dies ist die vorzüglichste Art der Anbetung“ (al-Kāfī).
---Zitat Ende---

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