Hierhin könnt ihr eure Gedanken zu diesem Thema
Di Nov 14, 2023 1:52 am
Uwe
Drittes Reich und Zweiter Weltkrieg
Hierhin könnt ihr eure Gedanken zu diesem Thema aus den Tagebüchern verschieben.
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GerLinde
Das find ich Prima.. ihr müst hier natürlich nix her verschieben..aber so könntet ihr,wenn ihr das nicht im Tagebuch bei euch behalten wollt.
Dann können es auch alle lesen und mit reden.. kann mir vorstellen, dass es doch viele umtreibt.. und ich muss sagen das ich mir Sorgen mache..
gerade jetzt mit dem Wahlergebnis in Sachsen und ich wüsste so gern was ich tun könnte.. als ich sehr jung war und Anne Frank las usw. und wenn es denn im Geschichtsunterricht hieß was hättet ihr getan..war das soweit weg. Später an der Erzieherschule haben wir das ja quasi Geisteswissenschaftlich erforscht..dieses Phänomen des Autoritären Charakters.. die Schwarze Erziehung.. was wozu geführt haben könnte. Wir lasen alle Alice Miller und Adorno.. wie entstehen Psychopathen.. wenn man die Babys brüllen lässt..was passiert dann.. stärkt das die Lungen oder stirbt das Baby viel eher fast vor Angst .. und wir hörten uns mit schaudern die Verse und Kinderreime an..die in der Vorkriegszeit der Kinder Generation mitgegeben wurde.. gruselig wie der Struwelpeter..grausam wie Wilhelm Busch.. Zynisch wie die Reise nach Jerusalem..
Und dann.. Erziehung..im Osten ...ja, da war es auch an der Tagesordnung die Babys sehr früh in die Krippe ab zu schieben.. Bindung wurde nicht gerade groß geschrieben..und dann passiert es das da etwas in dem Kind kaputt geht.. und Leere hinterlässt ,Hass. Wie soll man das heilen ..?
Wenn jemand sich dem schmerz so tiefsitzenden Kindheitstraumas stellen könnte.. müsste es ja auch jemanden geben der so intensiv mit der Person zusammen daran arbeitet. Nicht so einfach. Und auf diese fast zerstörte Seele, setzt sich dann noch soviel obendrauf.. Minderwertigkeit.. Angst.. Wut.
Wie soll man das heilen ..?
LG GerLi
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wir_a
Grade mal übelegt was ich von der damaligen Zeit mitbekommen habe. Also nicht life, weil auch wenn ich mich manchmal wie 90 fühle, blieb mir diese Zeit erspart.
Mitbekommen habe ich es in der Schule und es war sogar Geschichtunterricht, wo eigentlich mehr die Geschichte meiner Lehrerin kam. Ich erinnere mich gut wie sie immer anfing: "als ich noch klein war", danach habe ich wohl lieber meinen Schlaf nachgeholt. Ich glaube für die Überlegung was damals war, hatte ich gar keine Kraft, weil ich diese brauchte um mein Kind- / Jugendleben zu überstehen. Mein Stiefvater hat schon mal darüber geredet wie schwer es war.
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Gaby
ich kopiere hier aus dem Tagebuch von Gisela meinen kompletten Eintrag vom 04.09.19 12:09 rein, d.h. ohne Kommentar.... und als Zitat, dann wisst ihr, dass ihr das schon gelesen habt
---Zitat---
kann mich euch anschließen, außer dass ich nicht Kriegsfilme in der Richtung sehe.... also ich mag mich nicht dahin katapultieren, das ist zuviel für mich, aber richtig ist, dass darf nicht wieder passieren... ich brauche aber auch keine Auseinandersetzung mit den Kriegseltern, meine sind 1941 und 1945 geboren, da habe ich Erzählungen bekommen. Das reicht, sie waren zu jung... meine Großeltern waren im Krieg, und meine Oma hat auf Nachfrage von mir, auch erzählt, wie es immer so passend zur Schulzeit Thema Geschichte war.
Ich musste in der Schule "das Tagebuch der Anne Frank" durcharbeiten und ein Referat halten, als Vorbereitung zum Theaterstück... mich hat das so sehr mitgenommen, das zu lesen... ich lehne das ab, lesen zu müssen, ich werde so getriggert.... ich verkrafte alleine das Lesen nicht... die Vorstellung, wie viele Menschen das und noch viel schlimmere Umstände erleben mussten erschüttert und schockiert mich immer wieder..... und es ist daher so wichtig, dass unsere Kinder das durchnehmen.... nicht immer "nur" die aktuellen Themen, wie Klima sind wichtig.... Kriege verhindern, Elend verhindern, Gewalt verhindern, usw....
was nützen Klassenfahrten nach Berlin, wenn man auf dem Holocaust Mahnmal - Denkmal rumklettert, und Selfies macht...????
https://www.museumsportal-berlin.de/de/m…er-information/
Viel wichtiger finde ich, dass die nachfolgenden Generationen das wissen müssen...
Es ist erstaunlich, dass, so sagte meine Tante in USA, die Schule dort was Geschichte und Deutschland betrifft, ausschließlich Hitler behandelt, und das sehr ausgiebig... und leider nicht viel Gutes was die Deutschen schafften...
das ist alles Geschichte, und belastet uns heute doch noch so sehr, da die Generation danach das nicht als "ihre Aufgabe" hatte, sondern die Kinder, Enkel, Urenkel.... sie hatten die Aufgabe, Überleben und Aufbauen... wir dann.... das Thema zu bearbeiten...
leider leider leider war das alles so...
---Zitat Ende---
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Heike
Ich bereue inzwischen meine Oma nicht mehr gefragt zu haben bzw. immer abgewunken habe, wenn sie von der Zeit anfing. Mein Vater war noch zu klein, um sich bewusst erinnern zu können und meine Mutter ebenfalls, aber sie erinnerte sich an die Flucht aus Ostpreußen mit dem Schiff. Nachdem ich einiges gelesen und gesehen habe, wurde mir erst bewusst, dass die Nachkriegszeit ja fast schlimmer war, als der Krieg selbst. Spielfilme dazu mag ich aber auch nicht sehen, da gehen eher die Dokus oder Hörbücher/Bücher.
Es gibt ein Buch, in dem der Briefwechsel zwischen 2 Schauspielerinnen beschrieben wird. Eine, weit über 80 hat den Krieg als Jugendliche erlebt und die andere, etwas über 20, fragte sehr kritisch. warum sie z.B. im BDM war und alles mitgemacht hat ohne sich zu wehren. Das fand ich sehr interessant und konnte die alte Dame am Ende auch verstehen. Sie war ein ganz normales junges Mädchen, dass einfach Spaß haben und etwas erleben wollte. Freundinnen von ihr verehrten Hitler wie einen Popstar und auf dem Land, wo die ersten Kriegswirren noch nicht so zu spüren war, bekamen gerade die jungen Leute nicht so viel mit. Im Nachhinein schämte sie sich dann. Ich habe leider vergessen, wie das Buch heißt.
Bei allem Interesse dafür wie Oma und meine Eltern zu der Zeit gelebt haben, frage ich mich auch, wie es denn sein kann, dass da ein krankes Hirn sich überlegt, dass man eine bestimmte Gruppen Menschen auslöschen muss und dass bestimmte Länder Deutschland gehöre müssten, und so viele machen da mit. Und ja, die Gegenwart besorgt mich sehr. Das Wahlergebnis allerdings hat mich nicht überrascht und leider lebe auch ich in einer Gegend bzw. Stadt, in der die AfD immer mehr Anhänger findet.
Als ich gestern einen Vortrag von Vera Birkenbiehl gehört habe, fragte sie u.a. ihr Publikum, wie gut sie im "Sich-Sorgen-Machen" seien und teilte die Art der Sorgen in versch. Gruppen ein. Eine davon war die Kategorie "Dinge, die ich nicht ändern kann" . Ich kann natürlich in meinem unmittelbaren Umfeld etwas bewirken und in mir selbst, aber hält das die rechten Wähler ab oder stoppt das Elend der Welt?
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Uwe
Zur Information:
53 Kriegserklärungen gegen ein alleinschuldiges Deutschland: https://www.youtube.com/watch?v=lG99ktIEMt0
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Gaby
Erst dachte ich, das Thema an sich, ist mir "zu heiß", und ich möchte mich nicht so daran beteiligen... aber es muss sein... wir, auch wir, unsere Generation kommt nicht daran vorbei...
und ich fühle mich echt wohler, "erleichtert", dass es nun nicht im Tagebuch-Bereich ist... Danke :a194:
und als ich Heikes Eintrag las.... ja Oma.. befragen... warum seid ihr da damals mitgelaufen... wie in dem Buch... genauso war es...
wahrscheinlich haben wir aber auch sehr große Angst, etwas zu hören, zu erfahren, was wir nicht wissen wollen, weil es unsere Großeltern, Eltern, uns und unsere Kinder nachträglich schwer belasten würde. Es dämmert im Hinterkopf... hoffentlich waren sie keine, die jemanden ******** das schreibe ich nicht aus, das denke ich.... und wir wissen es nicht, was der Großvater machte???? Vielleicht war da was... aber hat es dann auch nicht gesagt???? Um wiederum seine Familie nicht zu belasten???
Ich denke, deshalb ist auch so viel Schweigen... gewesen... Vielleicht auch die Auflagen.... Du darfst das nicht fragen???
Das war, ist und wird das Geheimnis bleiben.
Und wir "müssen" aus unserer Vergangenheit der Unwissenheit, dieses Geheimnis bewahren.
Weil wir damit nicht leben könnten... zum Schutz... Aus Angst... Diese Generation hat das Wesentlichste überhaupt gelernt...
zu überleben... sich zu schützen...
wir müssen dankbar sein, dass wir die Großeltern noch erleben durften... das irgendetwas da ist... Hochzeitsfotos von damals... die Männer trugen "fast" alle Uniform.. wurde so ein Foto später aufgehängt, aufgestellt??? Es gibt so viel, was wir nicht wissen und auch nicht wissen müssen...
Weil es keine Beweise gibt... Niemand möchte heute hören... deine Großeltern haben aber.... heute ist man genauso schnell "abgemeldet" im Job, im Ort, Stadt.. usw... in der Politik... auf seinem Posten... und davor hat jeder noch Angst... wenn da was zu erahnen war...
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Uwe
Gaby, das ist ja Sippenhaft. Wie weit soll die gehen? Bis ins 7 .Glied? Bis ins 70.?
Ja, Menschen unserer Großelterngeneration haben andere Menschen in Züge gesperrt, in Konzentrationslager transportiert und dort ermordet. Das ist so und dies zu leugnen steht, soweit ich weiß, unter Strafe. Und, wie ich finde, zu Recht.
Aber was hat das mit mir zu tun? Als dies geschah, war ich noch nicht geboren und meine Eltern waren Kinder (bei Kriegsende 11 Jahre alt).
Und mal ganz ehrlich: Wo beginnt und endet Schuld? Wollen wir den Lokführer schuldig sprechen, der den Zug nach Auschwitz fuhr, wenn er vielleicht selbst die Pistole an der Schläfe hatte? Oder, schlimmer, wenn seine Familie die Pistole an der Schläfe hatte?
Ich habe von einem SS-Mann gelesen, der ausgestiegen ist und 3 Wochen später die Fotos seiner erschossenen Familie zugesandt bekam. Wie ist ein solches Dilemma zu lösen? Ich weiß es nicht.
Wenn ich mir aber vorstelle, man sagte mir: "Fahr diesen Zug oder Deine Kinder sind tot." dann führe ich diesen Zug. Das sind Extremsituationen udn ich finde, wir "dürfen" nicht über die richten, die sich in solchen Situationen befanden oder befinden.
Doch mit mir hat das nichts zu tun. Ich bin, was das angeht, unschuldig wie ein neugeborenes Baby. Ich habe niemanden ins KZ geschickt und selbst wenn mein Großvater es getan hätte, hätte ich keinen Grund, mich klein zu machen.
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Heike
Also mir selbst geht es nicht darum den Generationen danach irgendwelche Schuld zu geben, sondern darum, warum meine Eltern waren wie sie eben waren und was das mit ihren Eltern und den Kriegs- und Nachkriegszeiten zu tun hat. Sowohl Michaela Huber als auch Sabine Bode haben sich mit der transgenerationalen Traumatisierung befasst und dass da etwas dran ist, glaube ich schon. Ob meine Großeltern an den Morden beteiligt waren, weiß ich nicht. Ich weiß, dass beide Großväter als Soldat in den Krieg mussten und später nie etwas davon erzählt haben. Der Vater meiner Mutter war in Russland in Gefangenschaft und war in meiner Erinnerung ein wortkarger Mensch, der am liebsten alleine war und leider zu Gewalt gegenüber seiner Frau und den Kindern neigte. Der Vater meines Vaters wurde gleich zu Anfang schwer verletzt und hat nur von seiner Zeit im Lazarett geredet. Natürlich mag ich das längst Vergangene nicht als Rechtfertigung für die Taten meiner Eltern an mir nehmen und auch meine Probleme nicht außschließlich damit begründen. Sonst könnte ich ja nichts daran ändern.
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Gaby
Uwe, ich verstehe deinen Eintrag nicht.
Ich verharmlose nichts, ich prangere nichts an, ich verurteile niemanden.
Und ich leugne nichts. Ich versuche nichts zu vertuschen oder sonst etwas.
Ich habe versucht, Gründe zu finden, warum evtl. darüber geschwiegen wurde.
Ich bin schließlich noch jünger als du!!!
Ich finde es nach wie vor schrecklich. Unbegreiflich... schlimm... fürchterlich... es ist überhaupt nicht zu sagen, was es alles ist...
Ich glaube, du hast mich nicht verstanden.
Wenn du meinen Eintrag falsch verstehst, bin ich nicht schuld.
Ich bitte dich, das noch mal zu lesen.
Sollte ich vielleicht ein Wort vergessen haben, sodass es aussieht, als wenn ich für das Ganze war, dann kannst du mich darauf aufmerksam machen.
Aber mein Gefühl ist, dass du meine Meinung hier nicht stehenlassen kannst.
Die Überschrift hier ist *Drittes Reich und Zweiter Weltkrieg*.
Dein Komentar :
---Zitat---
Gaby, das ist ja Sippenhaft. Wie weit soll die gehen? Bis ins 7 .Glied? Bis ins 70.?
---Zitat Ende---
Ich fühle mich gerade angegriffen von dir, als würde ich das verharmlosen oder schuldig sein. Oder dir die Schuld geben. Du sagst genauso... ich war das nicht.
Kann sein, dass ich da sehr empfindlich bin. Ich dachte, wir schreiben hier offen darüber, was uns bewegt.
Also: Sorry, falls du mich nicht verstehst.
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Wenn ich an meine Kinder, jetzt 23 und 25 Jahre denke, bzw, auch mit ihnen gesprochen habe, hat es sie schulisch nicht interessiert. Sie sind darüber extrem hinweggeflogen.. da es zwar wichtig war, aber das wir wieder ein Deutschland wurden, viel wichtiger ist. Ich sage das jetzt so. Sie konnten ja nicht weiter nachfragen, wen denn? Wir können es nur erzählen, was wir gehört haben von damals. Wir können nicht erzählen, wie die Teilung Deutschlands war, aber das wir wieder ein Land wurden. Das ist hier nicht Thema, ich weiß.
Soll ich den Kindern ein Gespräch "aufzwingen"... Es ist wirklich die Einstellung da, das ist Vergangenheit, für sie, nicht nur meine Kinder, sehr viele, finden, dass das "alles" soweit zurückliegt, wie Rom gegründet wurde... Das ist schlimm... aber sie haben keinen Bezug dazu....
Bis... sie tatsächlich an Orten sind, wo sie sehen, so sieht eine Kirche aus, die zerbombt wurde, zerstört wurde... ein Mahnmal...wenn die Zeit reif dafür ist, dann sollte man erklären... gemeinsam... auch mal von der Kirche aus... usw... Berlin... warum sieht die Kirche so komisch aus??? da kommen dann fragen... da schüttelst du mit dem Kopf... Es kommt erst das Interesse, wenn sie soweit sind... nicht wenn die Schule das durchnimmt...
als ich zur Schule ging, Realschule, haben wir in Geschichte gerade noch den Krieg verloren, Gott sei Dank..., "sonnst wüsste ich das noch nicht mal" , dann war Ende der Schulzeit... mich hätte es auch viel mehr interessiert, nicht was alles schlimmes passiert ist, ein runterrattern der Zahlen und Jahre... sondern wie sie das alles schafften das zu überwinden...
Das, was ich gehört habe, von meinen Schwiegereltern, sie waren auch zu jung, sie hatten es vergleichsweise "gut", da sie Bauern waren, sie hatten genug zu essen, wurden nicht vertrieben, bekamen dann Flüchtlinge in ihr Bauernhaus einquartiert, die da dann so beengt wohnen mussten... sie waren froh, so helfen zu können, aber sie hatten auch nichts dagegen zu sagen, das war so... hatten sie sich mit abzufinden...
Fertig mit der Aussage, alles war schlimm, aber sie hatten zu essen... Bauern-Väter mussten nicht zwangsläufig in den Krieg ziehen usw.. sie sind hier tiefstes Wendland... keine Stadt... mehr gab es da nicht zu erzählen...später kam die Grenze, wirtschaftlich war der Landstrich nicht gerade auf Rosen gebettet... sie hatten sehr zu kämpfen... Böse Zungen behaupteten immer.... die DDR wusste schon, warum sie das Wendland nicht wollte... Laut Aussagen der Bevölkerung wurden die Menschen aus dem Wendland einfach für dumm gehalten, weil dort kein Aufschwung stattfand... da hinten war die Welt zu Ende... sozusagen...genauso der Spruch: wenn man ein Auto sah mit dem Kennzeichen DAN (Dannenberg) siehste du DAN, fahr rechts ran, bedeutete nur, die können nicht Autofahren, kommen vom Land...
wen soll man fragen... wenn man das sowieso alles überhaupt nicht verkraftet?
Mein kleiner Sohn hat es abgelehnt mit nach Bergen Belsen zu fahren in der Schulzeit bevor er 18 wurde... und ich muss sagen, dass ich darüber heilfroh war.
Warum? Er hatte solche Angst, dass er die negativen Energien nicht aushält. Und da er auch hochsensibel ist, haben wir ihn dabei unterstützt. Er sagte, er kann das nicht. Und das war der fertige Satz. Punkt aus und basta.
Ich bin nicht bereit gewesen, das Schulwesen zu unterstützen und sagte, aber das gehört zur Allgemeinbildung, da musst du hin... wenn ihn sowieso keiner aus der Klasse verstand... Darauf kann ich mich verlassen, wenn er sagt, das mache ich nicht... der Tonfall dabei...
Man kann raten, schaut es euch an, das darf nie wieder passieren... mehr kann man nicht machen... wir wohnen hier ziemlich dicht an der früheren DDR Grenze... als die Grenze geöffnet war... bin ich das 1. mal mit meinem Mann nach Salzwedel gefahren.. in mir brodelte es, es war unbeschreiblich fürchterlich... . , ich hatte solche Angst, dass sie die Grenze wieder zu machen... und habe gesagt, das nächste mal warte ich 20 Jahre, bevor ich hier noch mal einen Fuß hinsetze.... wie gesagt... hochsensibel, da sind Energien im Grenzbereich... das hält man nicht aus...
Ich habe meinen Vater gefragt... wie war das im Krieg....
er 1941 geboren... kleines Kind... er konnte nichts erzählen... sie waren ebenfalls Selbstversorger, hatten genug zu essen... das war immer die Hauptsache, es kamen die Hamsterzüge von Hamburg , wir wohnen ja an der Bahnlinie, direkt Bahnlinie... damals sind die Züge langsam gefahren, waren ja völlig überfüllt.... die Menschen aus HH hatten nichts mehr zu essen... also haben sie alles an Wertsachen versucht zu tauschen... da wurden einige Bauern mit Wertsachen "reich", es war z.B. wirklich noch genug da, dass Bauern das abgeben konnten... das muss man sich mal vorstellen, dass sie es eben auch abgaben... sie haben sich auch überlegt, wenn ich jetzt 1 Sack Kartoffeln weggebe, und dafür einen Teppich, ein Bild, oder 1 Kerzenständer bekomme, kann ich das auch nicht essen, aber solange ich etwas habe, ohne groß zu leiden, kann ich abgeben... und das taten sie...
ich sage weder, die Bauern haben sich einen Silberschatz zugelegt und den Hungernden sozusagen das letzte Hemd weggenommen, saßen sie ja am längeren Hebel.... noch sage ich, das es Plünderer gab, die hier aufpassten, wenn die Männer gingen, um die Frauen zu ver...... und dann alles wegzunehmen usw...
was ist schlimmer???
nein darum geht es nicht... wegsehen aber auch nicht... es ist zu groß, zu undurchsichtig, zu gewaltig, zu größenwahnsinnig unsagbar...
ich bekomme eine Gänsehaut, wenn ich den Lebensweg/Leidensweg von Bonhoeffer.... Kästner... usw als Doku verfolge... Wie Hans Rosenthal gerettet wurde, darüber gab es auch Film.. oder Doku...
Ich habe jetzt völlig durcheinander geschrieben...
wir können daran nichts ändern... und ich bin nicht schuld...
wir können nur aufpassen, und für uns entscheiden, was uns wichtig ist...
im Frieden leben...
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Uwe
Liebe Gaby.
---Zitat---
Niemand möchte heute hören... deine Großeltern haben aber.... heute ist man genauso schnell "abgemeldet" im Job, im Ort, Stadt.. usw... in der Politik... auf seinem Posten... und davor hat jeder noch Angst... wenn da was zu erahnen war...
---Zitat Ende---
Wenn Dich jemand dafür us dem Job werfen würde, weil Dein Großvater ein Nazi war, dann ist das für mich Sippenhaft. In die Du ungerechterweise genommen wirst.
ich hoffe, es kommt jetzt klarer raus was ich meine.
Keines meiner Worte war als Angriff gegen Dich gemeint.
Liebe Grüße
Uwe
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GerLinde
Atmen.
Ich bin etwas.. hm . neidisch bis erstaunt das Uwe sich so unschuldig fühlt.. denn mir ging es nie so...
aber ich bin immerzu so dicht dran gewesaen..hab gesehen wie der Strom aus Hass von meinen Großeltern getragen wurde..sich über
ihre Kinder ergoss..bis sie krank waren , kaputt oder tod..
für mich war das nichts abstraktes.. sondern ganz,ganz nah.. schließlich konnte ich zusehen wie meine Mutter davon geradezu verschlungen wurde..
und da ich dauernd bei ihnen sein musste..diesen grausamen Menschen ... weil ich ja dauernd abgeschoben wurde,weil meine Mutter krank war..
bin ich in vielem so aufgezogen worden,wie meine Mutter bzw. ihre Geschwister selbst ..
das bedeutet ich hab Teile der Rabenschwarzen Erziehung direkt "genossen".. ertragen müssen..
und es war nicht lustig. Und andere die anders aufwuchsen verstanden das nicht..für die war das dritte Reich so weit weg..
Sippenhaft. Das ist ja ein Begriff aus der Zeit wo Sippen ausgemerzt wurden . Ich hab mich schon ganz früh mit ihnen solisdarisiert, mit den Juden.
Genauso wie mit allem das der Schwarz Weiß Sicht meiner Großeltern widersprach: Kunst,,Homosexualität, Religion und Spiritualität, Behinderte, Ausländer.. ich hab nichts ausgelassen und wurde nach Möglichkeit zu allem das sie nicht mochten. Das sie abspalten wollten .
Es ist mir -nunja zwar nicht egal das auch andere Kulturen Genozid begangen haben.. aber für mich ist es als deutsche anders damit zumute zu wissen was _meine _Großeltern und Ahnen getan haben.. und das ich nunmal damit Wurzelhaft verbunden bin.. energetisch.. ich bin nicht frei...
denn das System spielt eine Rolle.. wo gibt es denn ein.. "Ein-Ego-ich"..auf der Welt das frei ist von Sozialisation und Prägung seiner Kultur?
Nimmt nicht alles was war auch Einfluss auf die Dynamik..? Als Systemikerin gehe ich davon aus..
Kann man das einfach so..abspalten von sich ? Ich kann-und ich will es nicht- und zwar aus dem Grund das ..ich an meinen Großeltern gesehen hatte wohin Abspaltung führt.. und darum klar war ich würde den Weg der Integration gehen..
Schuld gefällt mir wenig.. weil es nicht weiter führt.. aber Ursachen zu erforschen ... halte ich für nötig.
Unsere Geschichte hat noch andere Seiten zu bieten als diese dunkle Zeit.. keine Frage..
nur kann ich mich nicht nur mit dem einen verbinden.. ja..wir haben hier dichter und denker..
wundervolle Natur.. spannende Historie und sagenhafte Kultur..
aber ein so starkes Phänomen wie dieser Massenwahn damals.. mit den Auswirkungen.. war kein Schiß in der Geschichte..
und wie kann man etwas bewältigen.. das so war.. wenn man sich nicht stellt, dazu nicht trauert und nicht durch alle möglchen Gefühle geht..
ich war so naiv damals zu denken..das wir alle im Aufbruch wären als ichg jung war..ich dachte tatsächkich das alle Mitscherlich lesen oder Adorno im Unterricht, oder Anne Frank ... und dann merkte ich das viele meiner Generation mich nicht begriffen..
als hätten sie damit nichts zu tun..
ich hatte immer Sehnsucht nach Harmonie, hätte zu gern meine Großeltern umarmt.. aber das ging nicht,da sie zu Gefässen von Hass geworden sind..
das ist auch keine Schuldfrage,denn ich kann nicht wissen welche Entscheidungsmöglichkeiten sie wohl hatten.. ich kann nicht glauben das man freiwillig zu einem Voldemort wird.. einem Zombie.. wenn man wirklich die Wahl hätte.
Also Danke ich Gott dafür das ein fühlendes Herz in mir schlägt. Das ist nicht abspalten muss und in Oben und unten unterteilen...
aber genau darum ertrage ich es auch nicht,wenn Reichsbürger Asylantenheime anzünden.. denn darin wohnen Menschen..
keine Ausländer, Menschen.. keine Flüchtlinge-Menschen..
http://docupedia.de/zg/Mitscherlich,_Unf%C3%A4higkeit_zu_trauern
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Gaby
Uwe, du hast mich immer noch nicht verstanden.
Ich habe nicht geschrieben, das ich so bin,
Dass es mir so ergangen ist, oder dass ich das befürchte.
Und hier zu schreiben, dass mein Opa ein Nazi war, finde ich eine Frechheit von dir.
Ich fühle mich nicht verstanden.
Ich habe nicht geschrieben in der Ich-Form.
Da ich das ja nicht so erlebt habe, in meiner Familie, habe ich geschrieben, ich kann mir vorstellen, dass bei einigen das so war.
Eltern meines Vaters:
Mein Opa ist 1971 und die Oma 1983 verstorben. Ich war also 3 Jahre und habe keine Erinnerung an ihn. Die Oma verstarb als ich 14 Jahre alt war. Sie hatte immer Angst, egal vor was. Da sie im Haus wohnte, hat sie mich verängstigt. Ich habe eindeutig Angst vor Feuerwerk und Knallerei gehabt und vor Gewitter. Das hat dich später geändert.
Eltern meiner Mutter:
Mein Opa ist 1983 und Oma 2004 verstorben. Mein Opa war eine Respektsperson, ich hatte immer Angst vor ihm. In Therapie bearbeitet. Er hat mir nie etwas getan, er liebte mich, hatte immer Mitleid, dass ich so früh schon mit Migräne zu kämpfen hatte. Er hatte mich so lieb und wollte mich sehr drücken vor Freude. Das habe ich aber nicht verstanden, davor hatte ich Angst. Mein Opa hat so viel Schlimmes erlebt, als Kind und hatte mit seinen Schwestern als Vollwaise eine nicht schöne Kindheit. Die Kinder wurden reihum zu Onkel und Tanten geschoben. Als er noch so jung war, ging er zur See und wollte Matrose werden. Er hat sehr viel erlebt. Die Schiffsmannschaft war die Familie. Denn nur der Zusammenhalt einer Mannschaft verdankt ein Schiff, dass es sicher von A nach B kommt. Wohl gemerkt, gelernt auf einem großen Segelschiff. Er hat es geschafft Kapitän zu werden. Er war U-Boot Kapitän. Das U-Boot war gerade fertig und sie waren ein Erprobungsschiff und danach Ausbildungsschiff. Sie waren nicht auf Feindfahrt. Und so ähnlich wie im Film "das Boot", was ich mir nicht ansehen kann, hat er es geschafft, und die volle Mannschaft (Besatzung von 44) und das U-Boot gerettet. Film ist ja da anders. Kamen unter Beschuss.... Er hat durch die Aktion des Tauchens alle gerettet. Am 05.05.1945 vor der Kapitulation mussten alle U-Boote mit der vollen Besatzung zu einem bestimmten Punkt fahren und das U-Boot musste sie selbst versenken. Die Mannschaft hat ihm lebenslang die Treue gehalten. Diese Kameradschaft, war Familie. Noch auf dem Totenbett als er kaum noch konnte, hat er Stift und Papier haben wollen, und hat mit schwacher Kraft das Zeichen der Mannschaft gemalt.
Er war nicht im Kriegseinsatz. Du weißt nichts Uwe, und behauptest, dass mein Opa ein Nazi war. Und nicht jeder, der in der Kriegszeit irgendwo war, war damit einverstanden und damit ein Nazi.
Er hat viele Leben gerettet.
Er war ein Bollerkopp, davor hatte ich kleines Püppchen Angst. Diese raue Schale. Aber er hat keine Kindheit gehabt und konnte diese Liebe nicht spüren, außer unter den Geschwistern, und konnte Liebe auch nicht ausdrücken, und an Bord waren ganze Kerle. Sein Sohn und seine große Tochter haben es nicht einfach gehabt. Er war Papa auf See. Und wenn er an Land war, hat er dann mal die beiden erzogen... Meine Mutter ist, wie gesagt 1945 geboren. Da war er arbeitslos zu Hause. Er hat sie von Anfang an aufwachsen sehen. Sie hatten einen völlig andere Beziehung.
Meine Oma hierzu war eine so liebe Oma, die so viel alleine durchstehen musste mit den Kindern. Der Mann war nicht einfach... Sie hat unter seiner Art und Weise sehr gelitten. Aber in den entscheidenden Momenten u.a. als meine Oma einen Motorrad Unfall hatte, ist er sofort bis nach Amsterdam geflogen und sofort nach Hause gekommen. Hat sich um alles und die Kinder gekümmert. Keiner wusste, ob meine Oma das überlebt, doppelter Schädelbasisbruch... Und falls sie überlebt, ob da Schäden bleiben... Sie hat es geschafft... Mein Opa hat versucht alles zu regeln was nur zu organisieren war. Schule, Kochen konnte er und hatte Spaß dabei. Er hat Hilfe organisiert, und sobald es ging, musste er wieder auf See. Einem Kapitän widerspricht man nicht. Aber man konnte sich auf ihn verlassen. Er hat Wort gehalten. Er hat Leuten auch zu Hause Arbeit gegeben. Damit Oma und die Kinder genug hatten. Er war schon bisschen verrückt. Ideen im Kopf.... Obstplantage, Hühnerfarm... Grund und Boden wichtig, Wald. Freiheit. Er brauchte Weite. Ich habe das alles auch erst später verstanden. Und vor einigen Jahren habe ich sehr viel im Internet recherchiert. U-Boot alles ist dort erfasst.
Es gab nicht nur Nazis. Und nicht alle waren Nazis. Die ganze Entwicklung... Haben Sie früher nicht durchschaut. Diesen Größenwahn.
So viel für jetzt erstmal.
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GerLinde
Hey liebe Gaby, du hast Uwe allerdings auch nicht richtig verstanden ,er hat mitnichten gesagt das DEIN Opa Nazi war..sondern erläutert es wäre Sippenhaft,wenn du ( = man) für etwas gemaßregelt würdest, dass dein Opa getan hätte.
Genau und Sippenhaft ist ja seit der Nazi Zeit in Deutschland verboten. Darum kann einem da auch keiner ...was so ist das.
GerLi
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Uwe
Danke, GerLi, ja, genau so habe ich das gemeint!
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Uwe
Vielleicht ist der Unterschied, dass ich den Hass, von dem Du, GerLi, sprichst, nie erlebt habe.
Eine meiner Großmütter war Erzieherin gewesen (1903 geboren) und die war manchmal schräg drauf, z.B. wenn wir Jungs Schokolade bekamen und unsere Schwester nicht, weil sie angeblich zu dick war. Auch dass sie mir die Karte mit dem Watzman immer wieder gezeigt hat, auch, als ich schon unter den Tisch geflüchtet war, war jetzt nicht gerade das Gelbe vom Ei.
Einer meiner Großväter hat bei der Eisenbahn gearbeitet, was genau seine Tätigkeit war, weiß ich nicht. Der andere war ein kaufmännischer Angestellter, der lange nach dem Krieg noch interniert war; er kam erst 1948 oder 1949 aus der Kriegsgefangenschaft zurück. Meine Oma, seine Frau, hat erzählt, dass sich in Wülfrath Menschen den Nazis in den Weg gestellt haben, als diese Juden abtranportieren wollten. Ob das stimmt, weiß ich natürlich nicht, aber ich weiß dass meine Großmutter eine ehrliche und aufrichtige und gottesfürchtige Frau war, die ihre Kinder zur Kirche geschickt hat, als die izur Hitlerjugend gehen sollten.
Mehr weiß ich über meine Großeltern und ihre Rolle in dieser Zeit nicht.
Vielleicht kann ich mich deshalb diesbezüglich so frei fühlen, weil ich den Hass nicht mitbekommen habe.
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GerLinde
Das ist schön Uwe.. wie gut zu hörenäh lesen..das es tatsächlich ganz normale nette Menschen in der Generation gab...
ich hab meine Urgroßtante in toller Erinnerung, also Tante meiner Oma.. die war lustigerweise auch Erzieherin und eine tolle Frau..die mir
allerdings viel aus der Geschichte erzählen wollte..und wenn ich das mal wieder nicht hören wollte sagte:eines Tages verstehst du warum ich dir das erzähle. Recht hatte sie. Und sie war so aufrichtig mir zu erzählen,dass sie gegen Hitler war ,ihn dann gesehen hat und sich in ihn verliebt hätte.
Da war sie ein junges Mädchen.. und wurde sozusagen dann vom Massenwahn ergriffen. Als Erzieherin hat sie aber auch nur versucht Babys auf zu päppeln und war nicht in irgendwas übles verwickelt. Sie hat mir immer versucht zu helfen und Bei zu stehen..z.B. wenn meine Oma mich so übel zwangegefüttert hatte,dass ich Essen nur noch verweigert habe.. hat sie mir "Hoppel-poppel" gemacht. Das war ein Gemisch aus Ei,Zucker und Zitrone..schaumig gerührt.
Ihr privates Swantje Aufbau Getränk . Sie hat das so toll gemacht das ich da echt drauf stand . Also ich danke Gott für Tante Henni .
Sie hatte nichts von diesem Hass oder der Menschenverachtung an sich.. ich hab sie immer als eine Art Engel empfunden und hab sie immer besucht-ich glaub fast als Einzige überhaupt..als sie zuletzt im Pflegeheim und dann im Krankenhaus war und ich hab ihren Wellensittich auch übernommen,den sie dann ja nicht mitnehmen konnte. Er hiess Hannes Reimers.
Schön.. das es auch gute Erinnerungen gibt,...Danke Uwe,dass du mich darauf gebracht hast !
LG GerLi
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Gaby
Gisela hier?
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Giselle
Ja, liebe Gaby.
Ich bin hier.
Habe für mich ca 8 Seiten mit der Hand geschrieben.
Es bewegt mich im Augenblick sehr.
Kann aber jetzt nichts dazu schreiben.
Doch werde es irgendwann machen.
Drittes Reich und Zweiter Weltkrieg
Hierhin könnt ihr eure Gedanken zu diesem Thema aus den Tagebüchern verschieben.
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GerLinde
Das find ich Prima.. ihr müst hier natürlich nix her verschieben..aber so könntet ihr,wenn ihr das nicht im Tagebuch bei euch behalten wollt.
Dann können es auch alle lesen und mit reden.. kann mir vorstellen, dass es doch viele umtreibt.. und ich muss sagen das ich mir Sorgen mache..
gerade jetzt mit dem Wahlergebnis in Sachsen und ich wüsste so gern was ich tun könnte.. als ich sehr jung war und Anne Frank las usw. und wenn es denn im Geschichtsunterricht hieß was hättet ihr getan..war das soweit weg. Später an der Erzieherschule haben wir das ja quasi Geisteswissenschaftlich erforscht..dieses Phänomen des Autoritären Charakters.. die Schwarze Erziehung.. was wozu geführt haben könnte. Wir lasen alle Alice Miller und Adorno.. wie entstehen Psychopathen.. wenn man die Babys brüllen lässt..was passiert dann.. stärkt das die Lungen oder stirbt das Baby viel eher fast vor Angst .. und wir hörten uns mit schaudern die Verse und Kinderreime an..die in der Vorkriegszeit der Kinder Generation mitgegeben wurde.. gruselig wie der Struwelpeter..grausam wie Wilhelm Busch.. Zynisch wie die Reise nach Jerusalem..
Und dann.. Erziehung..im Osten ...ja, da war es auch an der Tagesordnung die Babys sehr früh in die Krippe ab zu schieben.. Bindung wurde nicht gerade groß geschrieben..und dann passiert es das da etwas in dem Kind kaputt geht.. und Leere hinterlässt ,Hass. Wie soll man das heilen ..?
Wenn jemand sich dem schmerz so tiefsitzenden Kindheitstraumas stellen könnte.. müsste es ja auch jemanden geben der so intensiv mit der Person zusammen daran arbeitet. Nicht so einfach. Und auf diese fast zerstörte Seele, setzt sich dann noch soviel obendrauf.. Minderwertigkeit.. Angst.. Wut.
Wie soll man das heilen ..?
LG GerLi
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wir_a
Grade mal übelegt was ich von der damaligen Zeit mitbekommen habe. Also nicht life, weil auch wenn ich mich manchmal wie 90 fühle, blieb mir diese Zeit erspart.
Mitbekommen habe ich es in der Schule und es war sogar Geschichtunterricht, wo eigentlich mehr die Geschichte meiner Lehrerin kam. Ich erinnere mich gut wie sie immer anfing: "als ich noch klein war", danach habe ich wohl lieber meinen Schlaf nachgeholt. Ich glaube für die Überlegung was damals war, hatte ich gar keine Kraft, weil ich diese brauchte um mein Kind- / Jugendleben zu überstehen. Mein Stiefvater hat schon mal darüber geredet wie schwer es war.
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Gaby
ich kopiere hier aus dem Tagebuch von Gisela meinen kompletten Eintrag vom 04.09.19 12:09 rein, d.h. ohne Kommentar.... und als Zitat, dann wisst ihr, dass ihr das schon gelesen habt
---Zitat---
kann mich euch anschließen, außer dass ich nicht Kriegsfilme in der Richtung sehe.... also ich mag mich nicht dahin katapultieren, das ist zuviel für mich, aber richtig ist, dass darf nicht wieder passieren... ich brauche aber auch keine Auseinandersetzung mit den Kriegseltern, meine sind 1941 und 1945 geboren, da habe ich Erzählungen bekommen. Das reicht, sie waren zu jung... meine Großeltern waren im Krieg, und meine Oma hat auf Nachfrage von mir, auch erzählt, wie es immer so passend zur Schulzeit Thema Geschichte war.
Ich musste in der Schule "das Tagebuch der Anne Frank" durcharbeiten und ein Referat halten, als Vorbereitung zum Theaterstück... mich hat das so sehr mitgenommen, das zu lesen... ich lehne das ab, lesen zu müssen, ich werde so getriggert.... ich verkrafte alleine das Lesen nicht... die Vorstellung, wie viele Menschen das und noch viel schlimmere Umstände erleben mussten erschüttert und schockiert mich immer wieder..... und es ist daher so wichtig, dass unsere Kinder das durchnehmen.... nicht immer "nur" die aktuellen Themen, wie Klima sind wichtig.... Kriege verhindern, Elend verhindern, Gewalt verhindern, usw....
was nützen Klassenfahrten nach Berlin, wenn man auf dem Holocaust Mahnmal - Denkmal rumklettert, und Selfies macht...????
https://www.museumsportal-berlin.de/de/m…er-information/
Viel wichtiger finde ich, dass die nachfolgenden Generationen das wissen müssen...
Es ist erstaunlich, dass, so sagte meine Tante in USA, die Schule dort was Geschichte und Deutschland betrifft, ausschließlich Hitler behandelt, und das sehr ausgiebig... und leider nicht viel Gutes was die Deutschen schafften...
das ist alles Geschichte, und belastet uns heute doch noch so sehr, da die Generation danach das nicht als "ihre Aufgabe" hatte, sondern die Kinder, Enkel, Urenkel.... sie hatten die Aufgabe, Überleben und Aufbauen... wir dann.... das Thema zu bearbeiten...
leider leider leider war das alles so...
---Zitat Ende---
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Heike
Ich bereue inzwischen meine Oma nicht mehr gefragt zu haben bzw. immer abgewunken habe, wenn sie von der Zeit anfing. Mein Vater war noch zu klein, um sich bewusst erinnern zu können und meine Mutter ebenfalls, aber sie erinnerte sich an die Flucht aus Ostpreußen mit dem Schiff. Nachdem ich einiges gelesen und gesehen habe, wurde mir erst bewusst, dass die Nachkriegszeit ja fast schlimmer war, als der Krieg selbst. Spielfilme dazu mag ich aber auch nicht sehen, da gehen eher die Dokus oder Hörbücher/Bücher.
Es gibt ein Buch, in dem der Briefwechsel zwischen 2 Schauspielerinnen beschrieben wird. Eine, weit über 80 hat den Krieg als Jugendliche erlebt und die andere, etwas über 20, fragte sehr kritisch. warum sie z.B. im BDM war und alles mitgemacht hat ohne sich zu wehren. Das fand ich sehr interessant und konnte die alte Dame am Ende auch verstehen. Sie war ein ganz normales junges Mädchen, dass einfach Spaß haben und etwas erleben wollte. Freundinnen von ihr verehrten Hitler wie einen Popstar und auf dem Land, wo die ersten Kriegswirren noch nicht so zu spüren war, bekamen gerade die jungen Leute nicht so viel mit. Im Nachhinein schämte sie sich dann. Ich habe leider vergessen, wie das Buch heißt.
Bei allem Interesse dafür wie Oma und meine Eltern zu der Zeit gelebt haben, frage ich mich auch, wie es denn sein kann, dass da ein krankes Hirn sich überlegt, dass man eine bestimmte Gruppen Menschen auslöschen muss und dass bestimmte Länder Deutschland gehöre müssten, und so viele machen da mit. Und ja, die Gegenwart besorgt mich sehr. Das Wahlergebnis allerdings hat mich nicht überrascht und leider lebe auch ich in einer Gegend bzw. Stadt, in der die AfD immer mehr Anhänger findet.
Als ich gestern einen Vortrag von Vera Birkenbiehl gehört habe, fragte sie u.a. ihr Publikum, wie gut sie im "Sich-Sorgen-Machen" seien und teilte die Art der Sorgen in versch. Gruppen ein. Eine davon war die Kategorie "Dinge, die ich nicht ändern kann" . Ich kann natürlich in meinem unmittelbaren Umfeld etwas bewirken und in mir selbst, aber hält das die rechten Wähler ab oder stoppt das Elend der Welt?
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Uwe
Zur Information:
53 Kriegserklärungen gegen ein alleinschuldiges Deutschland: https://www.youtube.com/watch?v=lG99ktIEMt0
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Gaby
Erst dachte ich, das Thema an sich, ist mir "zu heiß", und ich möchte mich nicht so daran beteiligen... aber es muss sein... wir, auch wir, unsere Generation kommt nicht daran vorbei...
und ich fühle mich echt wohler, "erleichtert", dass es nun nicht im Tagebuch-Bereich ist... Danke :a194:
und als ich Heikes Eintrag las.... ja Oma.. befragen... warum seid ihr da damals mitgelaufen... wie in dem Buch... genauso war es...
wahrscheinlich haben wir aber auch sehr große Angst, etwas zu hören, zu erfahren, was wir nicht wissen wollen, weil es unsere Großeltern, Eltern, uns und unsere Kinder nachträglich schwer belasten würde. Es dämmert im Hinterkopf... hoffentlich waren sie keine, die jemanden ******** das schreibe ich nicht aus, das denke ich.... und wir wissen es nicht, was der Großvater machte???? Vielleicht war da was... aber hat es dann auch nicht gesagt???? Um wiederum seine Familie nicht zu belasten???
Ich denke, deshalb ist auch so viel Schweigen... gewesen... Vielleicht auch die Auflagen.... Du darfst das nicht fragen???
Das war, ist und wird das Geheimnis bleiben.
Und wir "müssen" aus unserer Vergangenheit der Unwissenheit, dieses Geheimnis bewahren.
Weil wir damit nicht leben könnten... zum Schutz... Aus Angst... Diese Generation hat das Wesentlichste überhaupt gelernt...
zu überleben... sich zu schützen...
wir müssen dankbar sein, dass wir die Großeltern noch erleben durften... das irgendetwas da ist... Hochzeitsfotos von damals... die Männer trugen "fast" alle Uniform.. wurde so ein Foto später aufgehängt, aufgestellt??? Es gibt so viel, was wir nicht wissen und auch nicht wissen müssen...
Weil es keine Beweise gibt... Niemand möchte heute hören... deine Großeltern haben aber.... heute ist man genauso schnell "abgemeldet" im Job, im Ort, Stadt.. usw... in der Politik... auf seinem Posten... und davor hat jeder noch Angst... wenn da was zu erahnen war...
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Uwe
Gaby, das ist ja Sippenhaft. Wie weit soll die gehen? Bis ins 7 .Glied? Bis ins 70.?
Ja, Menschen unserer Großelterngeneration haben andere Menschen in Züge gesperrt, in Konzentrationslager transportiert und dort ermordet. Das ist so und dies zu leugnen steht, soweit ich weiß, unter Strafe. Und, wie ich finde, zu Recht.
Aber was hat das mit mir zu tun? Als dies geschah, war ich noch nicht geboren und meine Eltern waren Kinder (bei Kriegsende 11 Jahre alt).
Und mal ganz ehrlich: Wo beginnt und endet Schuld? Wollen wir den Lokführer schuldig sprechen, der den Zug nach Auschwitz fuhr, wenn er vielleicht selbst die Pistole an der Schläfe hatte? Oder, schlimmer, wenn seine Familie die Pistole an der Schläfe hatte?
Ich habe von einem SS-Mann gelesen, der ausgestiegen ist und 3 Wochen später die Fotos seiner erschossenen Familie zugesandt bekam. Wie ist ein solches Dilemma zu lösen? Ich weiß es nicht.
Wenn ich mir aber vorstelle, man sagte mir: "Fahr diesen Zug oder Deine Kinder sind tot." dann führe ich diesen Zug. Das sind Extremsituationen udn ich finde, wir "dürfen" nicht über die richten, die sich in solchen Situationen befanden oder befinden.
Doch mit mir hat das nichts zu tun. Ich bin, was das angeht, unschuldig wie ein neugeborenes Baby. Ich habe niemanden ins KZ geschickt und selbst wenn mein Großvater es getan hätte, hätte ich keinen Grund, mich klein zu machen.
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Heike
Also mir selbst geht es nicht darum den Generationen danach irgendwelche Schuld zu geben, sondern darum, warum meine Eltern waren wie sie eben waren und was das mit ihren Eltern und den Kriegs- und Nachkriegszeiten zu tun hat. Sowohl Michaela Huber als auch Sabine Bode haben sich mit der transgenerationalen Traumatisierung befasst und dass da etwas dran ist, glaube ich schon. Ob meine Großeltern an den Morden beteiligt waren, weiß ich nicht. Ich weiß, dass beide Großväter als Soldat in den Krieg mussten und später nie etwas davon erzählt haben. Der Vater meiner Mutter war in Russland in Gefangenschaft und war in meiner Erinnerung ein wortkarger Mensch, der am liebsten alleine war und leider zu Gewalt gegenüber seiner Frau und den Kindern neigte. Der Vater meines Vaters wurde gleich zu Anfang schwer verletzt und hat nur von seiner Zeit im Lazarett geredet. Natürlich mag ich das längst Vergangene nicht als Rechtfertigung für die Taten meiner Eltern an mir nehmen und auch meine Probleme nicht außschließlich damit begründen. Sonst könnte ich ja nichts daran ändern.
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Gaby
Uwe, ich verstehe deinen Eintrag nicht.
Ich verharmlose nichts, ich prangere nichts an, ich verurteile niemanden.
Und ich leugne nichts. Ich versuche nichts zu vertuschen oder sonst etwas.
Ich habe versucht, Gründe zu finden, warum evtl. darüber geschwiegen wurde.
Ich bin schließlich noch jünger als du!!!
Ich finde es nach wie vor schrecklich. Unbegreiflich... schlimm... fürchterlich... es ist überhaupt nicht zu sagen, was es alles ist...
Ich glaube, du hast mich nicht verstanden.
Wenn du meinen Eintrag falsch verstehst, bin ich nicht schuld.
Ich bitte dich, das noch mal zu lesen.
Sollte ich vielleicht ein Wort vergessen haben, sodass es aussieht, als wenn ich für das Ganze war, dann kannst du mich darauf aufmerksam machen.
Aber mein Gefühl ist, dass du meine Meinung hier nicht stehenlassen kannst.
Die Überschrift hier ist *Drittes Reich und Zweiter Weltkrieg*.
Dein Komentar :
---Zitat---
Gaby, das ist ja Sippenhaft. Wie weit soll die gehen? Bis ins 7 .Glied? Bis ins 70.?
---Zitat Ende---
Ich fühle mich gerade angegriffen von dir, als würde ich das verharmlosen oder schuldig sein. Oder dir die Schuld geben. Du sagst genauso... ich war das nicht.
Kann sein, dass ich da sehr empfindlich bin. Ich dachte, wir schreiben hier offen darüber, was uns bewegt.
Also: Sorry, falls du mich nicht verstehst.
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Wenn ich an meine Kinder, jetzt 23 und 25 Jahre denke, bzw, auch mit ihnen gesprochen habe, hat es sie schulisch nicht interessiert. Sie sind darüber extrem hinweggeflogen.. da es zwar wichtig war, aber das wir wieder ein Deutschland wurden, viel wichtiger ist. Ich sage das jetzt so. Sie konnten ja nicht weiter nachfragen, wen denn? Wir können es nur erzählen, was wir gehört haben von damals. Wir können nicht erzählen, wie die Teilung Deutschlands war, aber das wir wieder ein Land wurden. Das ist hier nicht Thema, ich weiß.
Soll ich den Kindern ein Gespräch "aufzwingen"... Es ist wirklich die Einstellung da, das ist Vergangenheit, für sie, nicht nur meine Kinder, sehr viele, finden, dass das "alles" soweit zurückliegt, wie Rom gegründet wurde... Das ist schlimm... aber sie haben keinen Bezug dazu....
Bis... sie tatsächlich an Orten sind, wo sie sehen, so sieht eine Kirche aus, die zerbombt wurde, zerstört wurde... ein Mahnmal...wenn die Zeit reif dafür ist, dann sollte man erklären... gemeinsam... auch mal von der Kirche aus... usw... Berlin... warum sieht die Kirche so komisch aus??? da kommen dann fragen... da schüttelst du mit dem Kopf... Es kommt erst das Interesse, wenn sie soweit sind... nicht wenn die Schule das durchnimmt...
als ich zur Schule ging, Realschule, haben wir in Geschichte gerade noch den Krieg verloren, Gott sei Dank..., "sonnst wüsste ich das noch nicht mal" , dann war Ende der Schulzeit... mich hätte es auch viel mehr interessiert, nicht was alles schlimmes passiert ist, ein runterrattern der Zahlen und Jahre... sondern wie sie das alles schafften das zu überwinden...
Das, was ich gehört habe, von meinen Schwiegereltern, sie waren auch zu jung, sie hatten es vergleichsweise "gut", da sie Bauern waren, sie hatten genug zu essen, wurden nicht vertrieben, bekamen dann Flüchtlinge in ihr Bauernhaus einquartiert, die da dann so beengt wohnen mussten... sie waren froh, so helfen zu können, aber sie hatten auch nichts dagegen zu sagen, das war so... hatten sie sich mit abzufinden...
Fertig mit der Aussage, alles war schlimm, aber sie hatten zu essen... Bauern-Väter mussten nicht zwangsläufig in den Krieg ziehen usw.. sie sind hier tiefstes Wendland... keine Stadt... mehr gab es da nicht zu erzählen...später kam die Grenze, wirtschaftlich war der Landstrich nicht gerade auf Rosen gebettet... sie hatten sehr zu kämpfen... Böse Zungen behaupteten immer.... die DDR wusste schon, warum sie das Wendland nicht wollte... Laut Aussagen der Bevölkerung wurden die Menschen aus dem Wendland einfach für dumm gehalten, weil dort kein Aufschwung stattfand... da hinten war die Welt zu Ende... sozusagen...genauso der Spruch: wenn man ein Auto sah mit dem Kennzeichen DAN (Dannenberg) siehste du DAN, fahr rechts ran, bedeutete nur, die können nicht Autofahren, kommen vom Land...
wen soll man fragen... wenn man das sowieso alles überhaupt nicht verkraftet?
Mein kleiner Sohn hat es abgelehnt mit nach Bergen Belsen zu fahren in der Schulzeit bevor er 18 wurde... und ich muss sagen, dass ich darüber heilfroh war.
Warum? Er hatte solche Angst, dass er die negativen Energien nicht aushält. Und da er auch hochsensibel ist, haben wir ihn dabei unterstützt. Er sagte, er kann das nicht. Und das war der fertige Satz. Punkt aus und basta.
Ich bin nicht bereit gewesen, das Schulwesen zu unterstützen und sagte, aber das gehört zur Allgemeinbildung, da musst du hin... wenn ihn sowieso keiner aus der Klasse verstand... Darauf kann ich mich verlassen, wenn er sagt, das mache ich nicht... der Tonfall dabei...
Man kann raten, schaut es euch an, das darf nie wieder passieren... mehr kann man nicht machen... wir wohnen hier ziemlich dicht an der früheren DDR Grenze... als die Grenze geöffnet war... bin ich das 1. mal mit meinem Mann nach Salzwedel gefahren.. in mir brodelte es, es war unbeschreiblich fürchterlich... . , ich hatte solche Angst, dass sie die Grenze wieder zu machen... und habe gesagt, das nächste mal warte ich 20 Jahre, bevor ich hier noch mal einen Fuß hinsetze.... wie gesagt... hochsensibel, da sind Energien im Grenzbereich... das hält man nicht aus...
Ich habe meinen Vater gefragt... wie war das im Krieg....
er 1941 geboren... kleines Kind... er konnte nichts erzählen... sie waren ebenfalls Selbstversorger, hatten genug zu essen... das war immer die Hauptsache, es kamen die Hamsterzüge von Hamburg , wir wohnen ja an der Bahnlinie, direkt Bahnlinie... damals sind die Züge langsam gefahren, waren ja völlig überfüllt.... die Menschen aus HH hatten nichts mehr zu essen... also haben sie alles an Wertsachen versucht zu tauschen... da wurden einige Bauern mit Wertsachen "reich", es war z.B. wirklich noch genug da, dass Bauern das abgeben konnten... das muss man sich mal vorstellen, dass sie es eben auch abgaben... sie haben sich auch überlegt, wenn ich jetzt 1 Sack Kartoffeln weggebe, und dafür einen Teppich, ein Bild, oder 1 Kerzenständer bekomme, kann ich das auch nicht essen, aber solange ich etwas habe, ohne groß zu leiden, kann ich abgeben... und das taten sie...
ich sage weder, die Bauern haben sich einen Silberschatz zugelegt und den Hungernden sozusagen das letzte Hemd weggenommen, saßen sie ja am längeren Hebel.... noch sage ich, das es Plünderer gab, die hier aufpassten, wenn die Männer gingen, um die Frauen zu ver...... und dann alles wegzunehmen usw...
was ist schlimmer???
nein darum geht es nicht... wegsehen aber auch nicht... es ist zu groß, zu undurchsichtig, zu gewaltig, zu größenwahnsinnig unsagbar...
ich bekomme eine Gänsehaut, wenn ich den Lebensweg/Leidensweg von Bonhoeffer.... Kästner... usw als Doku verfolge... Wie Hans Rosenthal gerettet wurde, darüber gab es auch Film.. oder Doku...
Ich habe jetzt völlig durcheinander geschrieben...
wir können daran nichts ändern... und ich bin nicht schuld...
wir können nur aufpassen, und für uns entscheiden, was uns wichtig ist...
im Frieden leben...
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Uwe
Liebe Gaby.
---Zitat---
Niemand möchte heute hören... deine Großeltern haben aber.... heute ist man genauso schnell "abgemeldet" im Job, im Ort, Stadt.. usw... in der Politik... auf seinem Posten... und davor hat jeder noch Angst... wenn da was zu erahnen war...
---Zitat Ende---
Wenn Dich jemand dafür us dem Job werfen würde, weil Dein Großvater ein Nazi war, dann ist das für mich Sippenhaft. In die Du ungerechterweise genommen wirst.
ich hoffe, es kommt jetzt klarer raus was ich meine.
Keines meiner Worte war als Angriff gegen Dich gemeint.
Liebe Grüße
Uwe
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GerLinde
Atmen.
Ich bin etwas.. hm . neidisch bis erstaunt das Uwe sich so unschuldig fühlt.. denn mir ging es nie so...
aber ich bin immerzu so dicht dran gewesaen..hab gesehen wie der Strom aus Hass von meinen Großeltern getragen wurde..sich über
ihre Kinder ergoss..bis sie krank waren , kaputt oder tod..
für mich war das nichts abstraktes.. sondern ganz,ganz nah.. schließlich konnte ich zusehen wie meine Mutter davon geradezu verschlungen wurde..
und da ich dauernd bei ihnen sein musste..diesen grausamen Menschen ... weil ich ja dauernd abgeschoben wurde,weil meine Mutter krank war..
bin ich in vielem so aufgezogen worden,wie meine Mutter bzw. ihre Geschwister selbst ..
das bedeutet ich hab Teile der Rabenschwarzen Erziehung direkt "genossen".. ertragen müssen..
und es war nicht lustig. Und andere die anders aufwuchsen verstanden das nicht..für die war das dritte Reich so weit weg..
Sippenhaft. Das ist ja ein Begriff aus der Zeit wo Sippen ausgemerzt wurden . Ich hab mich schon ganz früh mit ihnen solisdarisiert, mit den Juden.
Genauso wie mit allem das der Schwarz Weiß Sicht meiner Großeltern widersprach: Kunst,,Homosexualität, Religion und Spiritualität, Behinderte, Ausländer.. ich hab nichts ausgelassen und wurde nach Möglichkeit zu allem das sie nicht mochten. Das sie abspalten wollten .
Es ist mir -nunja zwar nicht egal das auch andere Kulturen Genozid begangen haben.. aber für mich ist es als deutsche anders damit zumute zu wissen was _meine _Großeltern und Ahnen getan haben.. und das ich nunmal damit Wurzelhaft verbunden bin.. energetisch.. ich bin nicht frei...
denn das System spielt eine Rolle.. wo gibt es denn ein.. "Ein-Ego-ich"..auf der Welt das frei ist von Sozialisation und Prägung seiner Kultur?
Nimmt nicht alles was war auch Einfluss auf die Dynamik..? Als Systemikerin gehe ich davon aus..
Kann man das einfach so..abspalten von sich ? Ich kann-und ich will es nicht- und zwar aus dem Grund das ..ich an meinen Großeltern gesehen hatte wohin Abspaltung führt.. und darum klar war ich würde den Weg der Integration gehen..
Schuld gefällt mir wenig.. weil es nicht weiter führt.. aber Ursachen zu erforschen ... halte ich für nötig.
Unsere Geschichte hat noch andere Seiten zu bieten als diese dunkle Zeit.. keine Frage..
nur kann ich mich nicht nur mit dem einen verbinden.. ja..wir haben hier dichter und denker..
wundervolle Natur.. spannende Historie und sagenhafte Kultur..
aber ein so starkes Phänomen wie dieser Massenwahn damals.. mit den Auswirkungen.. war kein Schiß in der Geschichte..
und wie kann man etwas bewältigen.. das so war.. wenn man sich nicht stellt, dazu nicht trauert und nicht durch alle möglchen Gefühle geht..
ich war so naiv damals zu denken..das wir alle im Aufbruch wären als ichg jung war..ich dachte tatsächkich das alle Mitscherlich lesen oder Adorno im Unterricht, oder Anne Frank ... und dann merkte ich das viele meiner Generation mich nicht begriffen..
als hätten sie damit nichts zu tun..
ich hatte immer Sehnsucht nach Harmonie, hätte zu gern meine Großeltern umarmt.. aber das ging nicht,da sie zu Gefässen von Hass geworden sind..
das ist auch keine Schuldfrage,denn ich kann nicht wissen welche Entscheidungsmöglichkeiten sie wohl hatten.. ich kann nicht glauben das man freiwillig zu einem Voldemort wird.. einem Zombie.. wenn man wirklich die Wahl hätte.
Also Danke ich Gott dafür das ein fühlendes Herz in mir schlägt. Das ist nicht abspalten muss und in Oben und unten unterteilen...
aber genau darum ertrage ich es auch nicht,wenn Reichsbürger Asylantenheime anzünden.. denn darin wohnen Menschen..
keine Ausländer, Menschen.. keine Flüchtlinge-Menschen..
http://docupedia.de/zg/Mitscherlich,_Unf%C3%A4higkeit_zu_trauern
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Gaby
Uwe, du hast mich immer noch nicht verstanden.
Ich habe nicht geschrieben, das ich so bin,
Dass es mir so ergangen ist, oder dass ich das befürchte.
Und hier zu schreiben, dass mein Opa ein Nazi war, finde ich eine Frechheit von dir.
Ich fühle mich nicht verstanden.
Ich habe nicht geschrieben in der Ich-Form.
Da ich das ja nicht so erlebt habe, in meiner Familie, habe ich geschrieben, ich kann mir vorstellen, dass bei einigen das so war.
Eltern meines Vaters:
Mein Opa ist 1971 und die Oma 1983 verstorben. Ich war also 3 Jahre und habe keine Erinnerung an ihn. Die Oma verstarb als ich 14 Jahre alt war. Sie hatte immer Angst, egal vor was. Da sie im Haus wohnte, hat sie mich verängstigt. Ich habe eindeutig Angst vor Feuerwerk und Knallerei gehabt und vor Gewitter. Das hat dich später geändert.
Eltern meiner Mutter:
Mein Opa ist 1983 und Oma 2004 verstorben. Mein Opa war eine Respektsperson, ich hatte immer Angst vor ihm. In Therapie bearbeitet. Er hat mir nie etwas getan, er liebte mich, hatte immer Mitleid, dass ich so früh schon mit Migräne zu kämpfen hatte. Er hatte mich so lieb und wollte mich sehr drücken vor Freude. Das habe ich aber nicht verstanden, davor hatte ich Angst. Mein Opa hat so viel Schlimmes erlebt, als Kind und hatte mit seinen Schwestern als Vollwaise eine nicht schöne Kindheit. Die Kinder wurden reihum zu Onkel und Tanten geschoben. Als er noch so jung war, ging er zur See und wollte Matrose werden. Er hat sehr viel erlebt. Die Schiffsmannschaft war die Familie. Denn nur der Zusammenhalt einer Mannschaft verdankt ein Schiff, dass es sicher von A nach B kommt. Wohl gemerkt, gelernt auf einem großen Segelschiff. Er hat es geschafft Kapitän zu werden. Er war U-Boot Kapitän. Das U-Boot war gerade fertig und sie waren ein Erprobungsschiff und danach Ausbildungsschiff. Sie waren nicht auf Feindfahrt. Und so ähnlich wie im Film "das Boot", was ich mir nicht ansehen kann, hat er es geschafft, und die volle Mannschaft (Besatzung von 44) und das U-Boot gerettet. Film ist ja da anders. Kamen unter Beschuss.... Er hat durch die Aktion des Tauchens alle gerettet. Am 05.05.1945 vor der Kapitulation mussten alle U-Boote mit der vollen Besatzung zu einem bestimmten Punkt fahren und das U-Boot musste sie selbst versenken. Die Mannschaft hat ihm lebenslang die Treue gehalten. Diese Kameradschaft, war Familie. Noch auf dem Totenbett als er kaum noch konnte, hat er Stift und Papier haben wollen, und hat mit schwacher Kraft das Zeichen der Mannschaft gemalt.
Er war nicht im Kriegseinsatz. Du weißt nichts Uwe, und behauptest, dass mein Opa ein Nazi war. Und nicht jeder, der in der Kriegszeit irgendwo war, war damit einverstanden und damit ein Nazi.
Er hat viele Leben gerettet.
Er war ein Bollerkopp, davor hatte ich kleines Püppchen Angst. Diese raue Schale. Aber er hat keine Kindheit gehabt und konnte diese Liebe nicht spüren, außer unter den Geschwistern, und konnte Liebe auch nicht ausdrücken, und an Bord waren ganze Kerle. Sein Sohn und seine große Tochter haben es nicht einfach gehabt. Er war Papa auf See. Und wenn er an Land war, hat er dann mal die beiden erzogen... Meine Mutter ist, wie gesagt 1945 geboren. Da war er arbeitslos zu Hause. Er hat sie von Anfang an aufwachsen sehen. Sie hatten einen völlig andere Beziehung.
Meine Oma hierzu war eine so liebe Oma, die so viel alleine durchstehen musste mit den Kindern. Der Mann war nicht einfach... Sie hat unter seiner Art und Weise sehr gelitten. Aber in den entscheidenden Momenten u.a. als meine Oma einen Motorrad Unfall hatte, ist er sofort bis nach Amsterdam geflogen und sofort nach Hause gekommen. Hat sich um alles und die Kinder gekümmert. Keiner wusste, ob meine Oma das überlebt, doppelter Schädelbasisbruch... Und falls sie überlebt, ob da Schäden bleiben... Sie hat es geschafft... Mein Opa hat versucht alles zu regeln was nur zu organisieren war. Schule, Kochen konnte er und hatte Spaß dabei. Er hat Hilfe organisiert, und sobald es ging, musste er wieder auf See. Einem Kapitän widerspricht man nicht. Aber man konnte sich auf ihn verlassen. Er hat Wort gehalten. Er hat Leuten auch zu Hause Arbeit gegeben. Damit Oma und die Kinder genug hatten. Er war schon bisschen verrückt. Ideen im Kopf.... Obstplantage, Hühnerfarm... Grund und Boden wichtig, Wald. Freiheit. Er brauchte Weite. Ich habe das alles auch erst später verstanden. Und vor einigen Jahren habe ich sehr viel im Internet recherchiert. U-Boot alles ist dort erfasst.
Es gab nicht nur Nazis. Und nicht alle waren Nazis. Die ganze Entwicklung... Haben Sie früher nicht durchschaut. Diesen Größenwahn.
So viel für jetzt erstmal.
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GerLinde
Hey liebe Gaby, du hast Uwe allerdings auch nicht richtig verstanden ,er hat mitnichten gesagt das DEIN Opa Nazi war..sondern erläutert es wäre Sippenhaft,wenn du ( = man) für etwas gemaßregelt würdest, dass dein Opa getan hätte.
Genau und Sippenhaft ist ja seit der Nazi Zeit in Deutschland verboten. Darum kann einem da auch keiner ...was so ist das.
GerLi
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Uwe
Danke, GerLi, ja, genau so habe ich das gemeint!
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Uwe
Vielleicht ist der Unterschied, dass ich den Hass, von dem Du, GerLi, sprichst, nie erlebt habe.
Eine meiner Großmütter war Erzieherin gewesen (1903 geboren) und die war manchmal schräg drauf, z.B. wenn wir Jungs Schokolade bekamen und unsere Schwester nicht, weil sie angeblich zu dick war. Auch dass sie mir die Karte mit dem Watzman immer wieder gezeigt hat, auch, als ich schon unter den Tisch geflüchtet war, war jetzt nicht gerade das Gelbe vom Ei.
Einer meiner Großväter hat bei der Eisenbahn gearbeitet, was genau seine Tätigkeit war, weiß ich nicht. Der andere war ein kaufmännischer Angestellter, der lange nach dem Krieg noch interniert war; er kam erst 1948 oder 1949 aus der Kriegsgefangenschaft zurück. Meine Oma, seine Frau, hat erzählt, dass sich in Wülfrath Menschen den Nazis in den Weg gestellt haben, als diese Juden abtranportieren wollten. Ob das stimmt, weiß ich natürlich nicht, aber ich weiß dass meine Großmutter eine ehrliche und aufrichtige und gottesfürchtige Frau war, die ihre Kinder zur Kirche geschickt hat, als die izur Hitlerjugend gehen sollten.
Mehr weiß ich über meine Großeltern und ihre Rolle in dieser Zeit nicht.
Vielleicht kann ich mich deshalb diesbezüglich so frei fühlen, weil ich den Hass nicht mitbekommen habe.
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GerLinde
Das ist schön Uwe.. wie gut zu hörenäh lesen..das es tatsächlich ganz normale nette Menschen in der Generation gab...
ich hab meine Urgroßtante in toller Erinnerung, also Tante meiner Oma.. die war lustigerweise auch Erzieherin und eine tolle Frau..die mir
allerdings viel aus der Geschichte erzählen wollte..und wenn ich das mal wieder nicht hören wollte sagte:eines Tages verstehst du warum ich dir das erzähle. Recht hatte sie. Und sie war so aufrichtig mir zu erzählen,dass sie gegen Hitler war ,ihn dann gesehen hat und sich in ihn verliebt hätte.
Da war sie ein junges Mädchen.. und wurde sozusagen dann vom Massenwahn ergriffen. Als Erzieherin hat sie aber auch nur versucht Babys auf zu päppeln und war nicht in irgendwas übles verwickelt. Sie hat mir immer versucht zu helfen und Bei zu stehen..z.B. wenn meine Oma mich so übel zwangegefüttert hatte,dass ich Essen nur noch verweigert habe.. hat sie mir "Hoppel-poppel" gemacht. Das war ein Gemisch aus Ei,Zucker und Zitrone..schaumig gerührt.
Ihr privates Swantje Aufbau Getränk . Sie hat das so toll gemacht das ich da echt drauf stand . Also ich danke Gott für Tante Henni .
Sie hatte nichts von diesem Hass oder der Menschenverachtung an sich.. ich hab sie immer als eine Art Engel empfunden und hab sie immer besucht-ich glaub fast als Einzige überhaupt..als sie zuletzt im Pflegeheim und dann im Krankenhaus war und ich hab ihren Wellensittich auch übernommen,den sie dann ja nicht mitnehmen konnte. Er hiess Hannes Reimers.
Schön.. das es auch gute Erinnerungen gibt,...Danke Uwe,dass du mich darauf gebracht hast !
LG GerLi
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Gaby
Gisela hier?
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Giselle
Ja, liebe Gaby.
Ich bin hier.
Habe für mich ca 8 Seiten mit der Hand geschrieben.
Es bewegt mich im Augenblick sehr.
Kann aber jetzt nichts dazu schreiben.
Doch werde es irgendwann machen.
Gaby mag diesen Beitrag
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